Triptykon With The Metropole Orkest - Requiem (Live At Roadburn 2019)

Review

Galerie mit 33 Bildern: Triptykon - Prophecy Fest 2024

Das war mal eine Ankündigung: Als das Roadburn-Festival die Aufführung des CELTIC FROST– Requiems Ende 2018 in das Billing für die 2019er-Ausgabe aufnahm, da dürfte das Herz bei so manchem Festival-Besuchenden einen größeren Freudensprung gemacht haben. TRIPTYKON würden das symphonische Werk von CELTIC FROST – begonnen auf der „Into The Pandemonium“ – endlich vollenden. Dass Tom G. Warrior hier nichts halbgares oder gar herzloses abliefern würde, war klar. Und man ahnt, dass bei diesem Ereignis mächtig Heavy Metal-Historie in der Luft liegt. Daher sei es an dieser Stelle erlaubt, einmal etwas voreingenommen an das Thema heranzugehen – denn wer bei diesem einmaligen Auftritt dabei war, der wird die Erinnerung daran besonders in Ehren halten.

Erwartungen übertroffen

Es ist wirklich beeindruckend, wie sehr TRIPTYKON alle Erwartungen pulverisieren. Denn was „Requiem (Live At Roadburn 2019)“ liefert, das ist große Kunst, große Leidenschaft und – ja: große Emotion. Diese Emotion basiert im Wesentlichen auf drei Säulen:

Da wäre zunächst der hohe Wiedererkennungswert der einzelnen Bestandteile, die jedem, der mit der Arbeit von CELTIC FROST vertraut ist, in den Gehörgang springt. „Rex Irae“ als Opener von „Into The Pandemonium“ und das abschließende „Winter“ von „Monotheist“ rahmen das neu erschaffene „Grave Eternal“ ein. Diese Struktur schafft eine Vertrautheit, die stets den Kontakt zu den Werken der großen CELTIC FROST hält. Da ist zudem das immer wieder betonte Vermächtnis dieser Arbeit für Martin Eric Ain und H.R.Giger, denen das Werk gewidmet ist. Ein übergroßer Schatten, der das Dargebotene beeinflusst und eine besondere, persönliche Ebene hinzufügt. Und da ist natürlich die überragende Komposition selbst. Die mitreißende Umsetzung, der grollende Bass, die sphärischen Chöre, die wuchtige Pauke – für Zuhörende ein Erlebnis.

Das ist es letztlich, was „Requiem“ ausmacht: Die stimmungsvolle und stimmige Umsetzung, die eine Spielzeit von einer dreiviertel Stunde wie im Fluge vergehen lässt.

TRIPTYKON

Das Gebotene hat nichts mit dem mittlerweile arg strapazierten Konzept „Auftritt einer Metalband mit Orchester“ gemein. Denn hier gehen Band und Orchester eine Symbiose ein, eine Verbindung, die sich im Laufe des Auftritts verändert. Dominiert anfangs noch ein markanter Metal-Sound, zieht sich TRIPTYKON langsam, aber stetig, aus dem Geschehen zurück und überlässt dem Orchester zunehmend das Feld. Das geht soweit, dass zum abschließenden „Winter“ ausschließlich das Metropole Orkest auf der Bühne bleibt und spielt.

Dabei sind einzelne Highlights schon beim ersten von wohl vielen Hördurchgängen ausgemacht: Der unglaublich mitreißende Gesang und die Präsenz von Gast-Sängerin Safa Heraghi, die Tom als Co-Vokalistin zur Seite steht und mit ihrer markanten Stimme einen fantastischen Job macht. Das PINK FLOYD-Gitarrensolo von V. Santura im Anfangsteil von „Grave Eternal“, der damit eine recht unbekannte Seite seines Könnens zeigen kann. Der unverwechselbare Gitarrensound von Tom G. Warrior, dazu der schnarrende Bass von Vanja Slajh. Dazu das treibende Schlagzeugspiel von Neuzugang Hannes Grossmann, dessen live leicht zu dominantes Schlagzeug für diese Veröffentlichung auf ein stimmiges Maß eingestellt wurde.

Triptykon

Roadburn 2019

Auch die absoluten Gänsehaut-Momente fehlen da natürlich nicht: Der Abschluss von „Grave Eternal“ mit seinen anschwellenden Chören. Das atemberaubende, abschließende „Winter“. Da muss man schon schwer Schlucken, um die Contenance zu bewahren. Aber der vielleicht tollste Moment des Auftritts ist der Abgang der Protagonisten: Man kann förmlich spüren, wie alle Beteiligten diesen Moment der Vollendung genießen, wie Erleichterung erkennbar ist, ob des Ergebnisses und des Erreichten. Und wie das Publikum langsam aus seiner Trance erwacht.

TRIPTYKON beschließen das unvollendete Requiem

Es ist wunderbar, dass dieses einmalige Erlebnis in angemessener Form physisch aufbereitet wurde. Da bietet das Roadburn Festival mit seiner einzigartigen Mischung aus Erfahrung von Live-Veröffentlichungen und einer fantastischen Location eine gute Basis. Toll zudem, dass Mister Warrior dieses Projekt in Zusammenarbeit mit dem Roadburn Festival endlich vollenden konnte. Ein Projekt, dass durchsetzt ist von persönlichen Einflüssen des TRIPTYKON-Masterminds. Und diese Direktheit, diese einmaligen Rahmenbedingungen, machen „Requiem“ zu etwas Besonderen.

„Requiem (Live At Roadburn 2019)“ ist schlicht ein Meisterwerk und ein ganz besonderes Stück Musik – nicht weniger.


Zwei Reviews zu „Requiem (Live At Roadburn 2019)“: Angesichts dieses ungewöhnlichen und einmaligen Releases haben wir uns entschieden die Veröffentlichung zweimal zu besprechen – einmal aus Sicht eines Augen- und Ohrenzeugens und einmal aus Sicht eines unbefangenen Ersthörenden.

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07.05.2020

Iä! Iä! Cthulhu fhtagn!

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3 Kommentare zu Triptykon With The Metropole Orkest - Requiem (Live At Roadburn 2019)

  1. Schraluk sagt:

    Wau. Was für eine Platte. Ein längst fälliger Beitrag zur Geschichte zweier Bands wie ‚Celtic Frost‘ und ‚Triptykon‘. Höre seit Tagen nichts anderes mehr. Diese Platte gehört für mich zu den Top 5 der besten Live-Scheiben ever. Der Sound ist überragend, die Stimmung den Tracks gebührend, ein rundum großartiges Sounderlebnis. Bäm.

    10/10
  2. motley_gue sagt:

    Ich will gar nicht allzu viel schreiben. Die Scheibe ist extrem stark, der Sound ist eine Sensation, das Gesmtkunstwerk ist definitiv gelungen.
    Ich hätte mir nur eine etwas längere Dauer gewünscht. Aber das ist ja an sich ein gutes Zeichen.

    9/10
    1. motley_gue sagt:

      Ich hab mir übrigends das Artbook inkl. DVD gegönnt. Macht in diesem Fall absolut Sinn, bzw. wird die CD alleine dem Werk kaum gerecht.