Tribulation - Sub Rosa In Æternum

Review

Das sechste Studioalbum „Sub Rosa In Æternum“ ist eine durchaus spannende Angelegenheit. Nicht nur, dass sich TRIBULATION ohnehin seit ihrer Gründung vor 20 Jahren beständig weiterentwickeln. Insbesondere der Wegfall des ehemaligen Hauptsongwriters und Gitarristen Jonathan Hultén nach dem letzten Album „Where The Gloom Becomes Sound“ (2021) sollte Spuren im Sound der Schweden hinterlassen.

Das Zwischenspiel ließ hoffen

Mit der „Hamartia“ EP (2023) stellten TRIBULATION ihren neuen Gitarristen Joseph Tholl (TYRANN, VOJD, ex-ENFORCER) vor. Die Gothic Deather behielten den seit „The Children Of The Night“ eingeschlagenen Pfad in Form einer deutlich melodischeren, dramatischeren wir rockigeren Ausrichtung bei, die im letzten Album „Where The Gloom Becomes Sound“ ihre Vollendung fand. Die klanggewordene Finsternis blieb erhalten in Form einer stilvoll eleganten wie geschmackvoll eingängigen Mischung aus Gloom Rock, Melodic Death Metal und Gothic. Unverkennbar TRIBULATION, offensichtlich hatte sich Tholl gut in den Gesamtsound der Band eingefügt. Die vertonte Dunkelheit mit einer stärkeren Betonung des Rock- wie Gothic-Vibe geht auf „Sub Rosa In Æternum“ einen Schritt weiter. Eine neue Ära…

Mit „Sub Rosa In Æternum“ gehen TRIBULATION einen Schritt weiter und läuten eine neue Ära ein

TRIBULATION haben sich erneut weiterentwickelt und überraschen. Die offensichtlichste Wandlung ist im Gesang von Johannes Andersson, der nun meist in seiner tiefen Klarstimme singt, was sehr einnehmend und fesselnd ist. Seine Stimme ähnelt dabei häufig jener von Fernando Ribeiro (MOONSPELL). Das passt perfekt zur teils ruhigeren, luftiger arrangierten Musik, die nun wie auch die Stimme deutlich stärkere Einflüsse des Dark Rock und Dark Wave der Achtziger integriert und mit dem Sound der eigenen Vergangenheit kombiniert. THE SISTERS OF MERCY, THE CURE, FIELDS OF THE NEPHILIM, NICK CAVE, sie alle hinterlassen Spuren auf „Sub Rosa In Æternum“. Dazu wurde auch dem Gothic Metal der Neunziger mehr Raum gegeben.

Gleichzeitig wurde leider auf die Twin-Gitarren verzichtet. Die hatten auf „Where The Gloom Becomes Sound“ für einige besondere, intensive Momente gesorgt. Beibehalten bleibt die dunkle, dichte, makabre wie gespenstische Atmosphäre, die in Moll tönenden harmonisch schwebenden Gitarrenschichten und die unverschämt zugängigen Hooklines. TRIBULATION typisch herrlich modrig, cineastisch, eingängig und doch detailreich, stets geschmackvoll und ohne in Kitsch zu verfallen. Echtes Horror-Feeling. „Sub Rosa In Æternum“ beschreitet noch stärker die Entwicklung weg ihren Wurzeln im Death Metal, dessen Spuren hier nur noch marginal als melodisch härtere, schwere Passagen und vereinzelt harschem Gesang Höhepunkte setzen, hin zu leichterem Gothic Rock/Metal.

Ein Album voll eingängiger wie düsterer Hits

TRIBULATION haben ihr Händchen für eingängige, mitreißende Hits beibehalten. Das treibende, geradlinig direkte „Tainted Skies“ ist als Opener geschickt platziert. In dem Stück überwiegt noch die harsche Stimme, während der zum ersten Mal eingesetzte Klargesang noch nicht so tief und prägend wie in Folge dargeboten ist. Damit schlägt der Song die Brücke zur jüngeren Vergangenheit von TRIBULATION und holt den Hörer ab. Sicher ein gutes Stück für künftige Live-Auftritte. Für Kontrast sorgt dann der groovende Gothic Rocker „Saturn Coming Down“. Im Mittelpunkt der warme, ausdruckstarke Klargesang von Andersson, die harsche Stimme setzt Akzente, melodische Gitarrenlinien und zugänglicher Refrain, fesselnde Intensität. Stilistisch ziemlich nah an TIAMAT. Das relaxte wie einschmeichelnde „Hungry Waters“ erinnert danach eher an TYPE O NEGATIVE, insbesondere im eingängigen Refrain mit den sanften Hintergrundstimmen. „Drink The Love Of God“ mischt Gothic mit Rock’n’Roll, kann aber das Niveau der bisherigen Songs nicht ganz halten.

Dafür setzt der Ohrwurm „Murder In Red“ ein deutliches Ausrufezeichen und dokumentiert deutlich, wie TRIBULATION die letzte Grenze auf ihrem Weg vom Death Metal hin zum Gothic Rock bis Synthwave überschreiten. Das Stück lebt von sphärischen Synthesizer Schichten, klarer Stimme, Achtziger-Electro und synthetischen Beats. Die Melodien setzten sich irre im Ohr fest und das Old School Horrorfilm-Feeling wirkt authentisch. Metal? Keineswegs. Kommt als ehestes „In Remembrance“ („Where The Gloom Becomes Sound“) nahe, aber mit einer bisher von TRIBULATION nicht gekannten Konsequenz. Eine wirklich neue Facette ihrer selbst. Die eigenen Wurzeln scheinen stärker im verhältnismäßig harten „Time & The Vivid Ore“ durch, während im epischen, melodischen „Reaping Song“ ihr Faible für NICK CAVE durchscheint.

Bei aller Veränderung bleibt die Identität von TRIBULATION erhalten

TRIBULATION haben mit „Sub Rosa In Æternum“ die Grenzen ihres musikalischen Ausdrucks nochmals erweitert. Der einstige Death Metal ist nahezu komplett einem düsteren Old School Gothic Metal/Rock Gebräu gewichen. Deutlich zugänglicher und weniger heavy, kommen die Songs meist schnell auf den Punkt, ohne den Spannungsbogen zu verlieren. Das Horror-Feeling bleibt authentisch. Trotz der Weiterentwicklungen und damit einhergehender Öffnung für neue Hörerschichten bleibt die eigenen Identität von TRIBULATION erhalten. Denn eines ist geblieben – der hohe Suchtfaktor für den eingängigen wie atmosphärisch düsteren wie melancholischen Gothic-Horror.

24.10.2024

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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