Trial - Feed The Fire

Review

Soundcheck September 2022# 6

Fans des schwedischen Edelmetalls zwischen so großartigen Bands wie ENFORCER, PORTRAIT, IN SOLITUDE oder RAM sollten spätestens seit dem beeindruckenden “Vessel”-Album von 2015 auch TRIAL aus der Region Västra Götaland auf dem Zettel haben. “Vessel” ist ein moderner Klassiker, ein gänzlich ungewöhnliches, dunkles und spirituelles Heavy-Metal-Album im Stile der Vorreiter aus Dänemark (MERCYFUL FATE) und gleichzeitig insbesondere durch die Vocals von Linus Johansson extrem eigenständig. Mit “Motherless” überspannten TRIAL zwei Jahre später den Bogen etwas. Zwar sind sie weder zahmer noch angepasster geworden, haben seinerzeit die komplexen Wendungen und Windungen ihres Songwritings jedoch augenscheinlich etwas überzogen, sodass das Album nicht mehr bei allen so gut ankam wie der Vorgänger. Und dann stieg 2019 auch noch Sänger Linus aus! Was tun?

TRIAL mit neuem Sänger in alter Form

Glücklicherweise konnten TRIAL in Arthur W. Andersson, der zuvor bei den empfehlenswerten Landsleuten AIR RAID auf dem Album “Point Of Impact” gesungen hat, einen ausgezeichnet passenden Nachfolger finden. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hört sich Arthur etwas höher und klarer an, was ihm etwas den “Madman-Faktor” nimmt, aber immer noch ausgesprochen gut zur meist pfeilschnellen Musik passt. Könnte man sich beim ersten Durchgang des Openers “Sulphery” noch verstohlen fragen, ob sich die Schweden nicht etwas zu stark von melodischem Euro-Metal beeinflussen lassen haben, zeigen sie spätestens mit dem folgenden “Thrice Great Path” und dem Ohrwurm “In The Highest”, dass sie ihren ureigenen Sound nicht verloren und stattdessen weiter perfektioniert haben.

Das Tempo bleibt überwiegend hoch. Die Gitarristen duellieren sich in klassischer MAIDEN-Manier mit einem Killer-Solo nach dem anderen. Ein besonderes Highlight ist sicher das abermals schnelle “Snare Of The Fowler”, bei dem Tompa Lindberg (AT THE GATES, DISFEAR, THE LURKING FEAR, SKITSYSTEM, LOCK UP) einen gesanglichen Gastauftritt hat. Klar, die Kultröhre ist sofort erkennbar, passt sehr gut zu dem Up-Tempo-Song und verleiht ihm eine ganz spezielle Note. Weitere Höhepunkte sind der mit einem originellen Choral eröffnende Titelsong sowie das Schlussdoppel “Quadrivium” und “The Crystal Sea”, wobei letzteres mit getragener Epik und knapp neun Minuten Spielzeit ein erhabenes Finale dieses großartigen Albums ist, das TRIAL hoffentlich auf die nächste Stufe heben kann.

“Feed The Fire” – Heavy-Metal-Jahreshighlight!

Insgesamt haben TRIAL nach einer sicherlich schwierigen Phase alles richtig gemacht und das beste aus “Feed The Fire” herausgeholt. Neben dem durchdachten und ungemein dynamischen Songwriting wird das Album von einer atmosphärisch-warmen und druckvollen Produktion und einem schönen Artwork, für das abermals der Rumänier Costin Chioreanu verantwortlich ist, geschmückt. Diese Qualität auf allen Ebenen, die Bereitschaft bei aller Mühe ein wirklich abgeschlossenes und in sich rundes Kunstwerk zu erschaffen – das ist heutzutage nicht nur relativ selten, sondern auch die Ausgangslage für zukünftige Klassiker. Die Heavy-Metal-Gemeinde wird über TRIAL und “Feed The Fire” jedenfalls noch eine Weile reden. Mit diesem Album dann hoffentlich nicht mehr nur im Underground.

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26.08.2022

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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2 Kommentare zu Trial - Feed The Fire

  1. Lysolium 68 sagt:

    Ich freue mich schon sehr auf das neue Album. Der Song hier ist auf jeden Fall schon mal ein klasse Ohrwurm. Das Motherless Album fand ich allerdings auch sehr stark.

  2. Lysolium 68 sagt:

    Hat man erst einmal überwunden das „Sulphery“ auf diesem Album der offensichtlich eingängigste Track ist und das der Rest wie schon auf den Vorgängern erst einmal erarbeitet werden möchte wird hier wieder mal mit einem Grower vor dem Herrn belohnt.

    9/10