Tremonti - Cauterize

Review

Galerie mit 13 Bildern: Tremonti - MetalDays 2018

Etwas verkniffen wirkt er manchmal, der gute Herr TREMONTI, der uns mit „Cauterize“ seinen zweiten ganz eigenen musikalischen Streich vorlegt. Allerdings zeigt er sicher ausschließlich im Rahmen von ALTER BRIDGE und CREED verkniffen und eingeengt, Bands bei denen er doch irgendwie immer nur die zweite Geige spielen darf und dazu verdammt scheint, im Schatten der jeweiligen Fronter zu stehen. „Cauterize“ zeigt, wie schon der Vorgänger „All I Was“, dass dies wohl eher der zurückhaltenden Persönlichkeit des Gitarristen geschuldet ist, denn seine Kompositionen und sein Gesang können es locker mit den vorab genannten Formationen aufnehmen und sind für den Metalfan deutlich besser zu verdauen, da Mark TREMONTI entsprechend mehr auf die Tube drückt. Wer die ruppigeren Momente von ALTER BRIDGE mag und gerne auf den Schnaken-Sound von Myles Kennedy verzichten kann, ist mit „Cauterize“ bestens bedient.

Die metallischen Einflüsse auf „Cauterize“ sind vielfältig. Etwas Thrash Metal, hier und da sogar schwarzmetallische Passagen und trotzdem haben TREMONTI über alles ganz unauffällig den 90-er Jahre Alternative-Hut gestülpt („Sympathy“). Das war bekanntlich die Zeit, in der noch schamfreie Rock-Balladen geschrieben wurde, gleich zwei der Art schüttelt sich Mark Tremonti mit „Fall Again“ und „Providence“ ganz lässig aus dem Ärmel seines imaginären Karo-Hemdes und gibt als Bonus noch jeweils ein SLASH-würdiges Solo kostenlos obendrauf. Der Gesang mag nicht so markant sein, wie der eines Axl Rose oder eines Myles Kennedy, dafür klingt er authentisch, verfügt über schönes Timbre und singt vollkommen ohne hörbares Imponiergehabe. Über TREMONTIs Gitarrenkünste braucht man eigentlich kein Wort zu verlieren – das Talent des Gitarristen, der lediglich 2 Stunden Unterricht genoss, ist unbestritten. Trotzdem gibt es massig Gitarristen, die zwar etwas können, bei denen aber trotzdem nichts ankommt. TREMONTI beweisen, dass man Klasse mit Eingängigkeit paaren kann und erschaffen Songs wie „Arm Yourself“ und „Flying Monkeys“, die als musikalisches Statement alles sagen, was man über TREMONTI wissen muss. Galoppierende Riffs, ausgereifte und exquisit gezupfte Ruheinseln, satte Speedpassagen, packende Hooks und obendrauf glänzt „Cauterize“ noch mit einer hervorragenden Produktion. Diese wurde wieder von Michael „Elvis“ Baskette abgesegnet, der schon bei ALTER BRIDGE mehrfach an den Reglern saß.

Trotzdem ist „Cauterize“ keine Wichsvorlage für Gitarristen, sondern in erster Linie ein bockstarkes Alternative-Metal-Album, welches den Zusatz ‚Metal‘ zu Recht trägt und ebenso mit Eingängigkeit punkten kann. Mark Tremonti hat sich kompositorisch entwickelt und läuft mit seinem zweiten Album erst richtig zu Höchstform auf. Metalfans werden ihm die noch deutlichere Abgrenzungen von seinen Stammbands danken, und mit „Cauterize“ untermauern TREMONTI, dass sich Mark Tremonti dort ganz offensichtlich unter Wert verkauft. Starke Platte, deutlich zu stark um im Schatten anderer Bands zu stehen und mehr als eine simple Empfehlung!

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02.06.2015

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