Trelldom - Til Minne

Review

Ende Mai, Frühling wohin man schaut, alle haben nur die Öffnungszeiten des Freibads, einen guten Platz in der Eisdiele mit Blick auf die vorbeischlendernden Schönheiten und schmutzigen Sex im Kopf. Alle? Nein, nicht alle. Ein paar einsame Black Metaller verschanzen sich in ihrem abgedunkelten Zimmer, öffnen das mit voller Kraft arbeitende Eisfach neben der Couch und schmeißen die neue TRELLDOM rein.

So viel Skandinavien in vierzig Minuten hört man sonst nur von KAMPFAR, und das in den letzten zehn Jahren mit ganz ähnlicher Regelmäßigkeit, nämlich keiner. TRELLDOM, unter anderem mit Gaahl von GORGOROTH am Mikro, veröffentlichen ihr Zeug, wenn es ihnen gefällt. Wenn aber mal wieder eine neue Platte im Anzug ist, dann hat sie Hand und Fuß. „Til Minne“, auch schon die dritte Full Length in fünfzehn Jahren, schlägt in eine ähnliche Kerbe wie ihre beiden Vorgänger „Til Evighet“ und „Til Et Annet“: klirrend-kalter, simpler, grooviger Black Metal mit typisch norwegischen Harmonien, wunderbar cleanem Wanderbass, pumpendem Schlagzeug und herrlich grimmigem Gesang. Jeder Song für sich hat Charakter, klingt bisweilen sehr monoton, dafür prägen sich die ziemlich simplen, aber wirkungsvollen und überhaupt nicht klischeehaften Riffs schnell ein – auch deshalb, weil die Band auf stumpfe Blastbeats weitgehend verzichtet und stark auf Songdienlichkeit setzt. Von eher schnellen, straighten Songs, fast in CARPATHIAN-FOREST-Manier („By My Will“ oder „Vinternatt“) über das episch lange, saumonotone und diesmal wirklich KAMPFAR-haft-geniale „Steg“ bis zum folklorigen Violinen-Outro „Eg Reiste I Minnet“, um wenigstens an der 40-Minuten-Marke zu kratzen, ist alles dabei, was Spaß macht.

Die Herren wissen was sie tun, und das ist mir allemal lieber, als jährlich ein zusammengeschustertes Album vom Reißbrett. Ein Manko der Platte ist sicher ihre kurze Spielzeit, auch wenn man darüber streiten kann. Ansonsten ein Album, das die Umgebungstemperatur auf angenehm frostige Temperaturen sinken lässt, das mit einer gewohnt kristallinen, Ewigkeit atmenden Grieghallen-Produktion ausgestattet ist und das wahrscheinlich Norwegischste ist, was in diesem Jahr bis jetzt veröffentlicht wurde.

23.05.2007
Exit mobile version