Trelldom - ... By The Shadows ...

Review

Groß war die Vorfreude, als bekannt wurde, dass die norwegische Black-Metal-Legende TRELLDOM um Frontmann Gaahl 17 Jahre nach “Til Minne …” mit einem neuen Studioalbum aufwarten würde. Denn obwohl sie nie zu den ganz großen Namen der zweiten und dritten Welle zählten, waren ihre bisherigen Alben doch ein Garant für rohen und gleichzeitig episch anmutenden Black Metal, der alle Tugenden der Gründerzeit sorgfältig bewahrte. Nun wäre der exzentrische Sänger sicher nicht Gaahl, wenn er einfach das tun würde, was alle von ihm erwarten, was dazu führt, dass “… By The Shadows …” einige Trademarks über Bord wirft und nur noch in Ansätzen mit den ersten drei Alben der Band vergleichbar ist.

TRELLDOM – Version 2.0

Dabei soll gar nicht verleugnet werden, dass der Ansatz von “… By The Shadows …” durchaus interessant ist. Obwohl sich TRELLDOM deutlich von klassischen und konventionellen Black-Metal-Strukturen abgrenzen, handelt es sich hierbei unmissverständlich um düstere, ja pechschwarze Kunst. Das ist allerdings auch das richtige Stichwort, denn in Sachen ‘Kunst’ nimmt sich das Trio äußerst ernst. Daran ist generell nichts falsch, jedoch verzetteln sich TRELLDOM in teils noisigen, teils psychedelischen Momenten, die selten richtig greifbar sind und häufig orientierungslos vor sich hin wabern. Dazu kommt, dass Gaahl über weite Teile der Platte auf sein charakteristisches, heiseres Keifen verzichtet und seine tiefe, sonore Klarstimme benutzt. Auch das bereits auf früheren Baustellen des Vokalisten punktuell schon gut geklappt; auf Albumlänge fragt man sich besonders im vorliegenden Fall, ob das in dem Maße unbedingt nötig war.

Dass sich TRELLDOM dabei von ihren etablierten Wurzeln so weit entfernen, ist nicht das Problem. Bei WARDRUNA und GAAHL’S WYRD, streckenweise auch bei ‘seinen’ GORGOROTH-Alben war der freigeistige, avantgardistische Ansatz immer schon spürbar und stand Gaahl auch gut zu Gesicht. Das beinahe völlige Fehlen von echtem Songwriting lässt die sehr zusammengejammt wirkende Platte allerdings zu einem recht beliebigen, emotional wenig ansprechenden Ganzen werden.

“… By The Shadows …” sollte man vorher testhören

Gewiss ist “… By The Shadows …” keinesfalls frei von gelungenen oder vielversprechenden Momenten, wie einige Gitarrenfiguren in “Exit Existence” oder “Return The Distance” zeigen. Auch das gelegentliche Aufblitzen von Klarinette und Saxofon funktioniert im Gesamtkontext gut. Außerdem kauft man TRELLDOM ab, dass sie einfach Bock hatten, sich kreativ frei zu machen. Leider nur sind die drei Herrschaften viel zu verkopft vorgegangen, was nicht nur Fans der älteren Alben ordentlich irritieren, sondern generell nur für die wenigen Auserwählten genießbar sein dürfte, die auch die alten ABRUPTUM-Scheiben aus Gründen des ästhetischen Vergnügens gehört haben. Beileibe nicht schlecht gedacht, aber schlichtweg sonderbar umgesetzt.

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06.09.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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