TRAUERs „Haunting Shores“ ist ein ziemliches Mammutprojekt für eine auf 100 Stück limitierte Demo-CD. Sechs Songs, davon nur das Intro kürzer als 10 Minuten, eine sagenhafte Spielzeit von einer Stunde und dreizehn Minuten. Dem Booklet zufolge wurde das komplette Material innerhalb eines einzigen Herbstes (dramatischer Score hier) geschrieben und aufgenommen. Ein Herbst, das sind circa drei Monate, um ein Album von beträchtlicher Länge zu produzieren.
Nach dem ziemlich nichtssagenden Einstieg „…Into My Veins“, der im Wesentlichen aus ein bisschen Ambient und einigen Bassdrumschlägen besteht, wird mit „Someday“ relativ bald klar, wie es angehen kann, dass Neideck, Alleinverantwortlicher für TRAUERs Depri-BM, so schnell so viel Musik entstehen lassen konnte. Das extrem angestrengt dahinschlurfende, undurchdachte Schlagzeug in Kombination mit der offensichtlich intentionalen Monotonie des unsauberen Riffings sprechen schon nicht gerade für Kunstfertigkeit, aber der bald darauf folgende Klaviereinsatz setzt dem ganzen die Krone auf. Arrhythmisch wird eine überschaubare Anzahl von Akkorden über die hauchdünnen Gitarren mehr geklopft als gespielt; vieleicht eine Reminiszenz an LIFELOVER, aber völlig ohne deren schrille Eindringlichkeit.
Im weiteren Verlauf verschont uns TRAUER – mit Ausnahme einiger dezenter Keyboardteppiche – mit weiteren Instrumentationsexperimenten, Fokus bleiben die ewig ausgereizten Gitarrenläufe und das schleppende Drumming. Doch auch ein blindes Huhn findet Mal ein Korn: So schleichen sich in die sehr überschaubaren Riffs doch einzelne sehr stimmige Akkordfolgen, die dem Selbstanspruch Neidecks (der übrigens auch bei TODESKULT wirkt) wohl gerecht werden dürften und zumindest zeitweise so etwas wie Stimmung aufkommen lassen.
Über weite, und in diesem Falle äußerst weite Strecken ist „Haunting Shores“ so banal in seiner Wirkung wie dilettantisch in der Umsetzung. Es bedarf eines nicht unbeträchtlichen musikalischen Talents, Stücke von solcher Monotonie irgendwie interessant auszuarrangieren, und TRAUER scheitert, wie das Gros des Subgenres, kläglich.
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