Trap Them - Crown Feral

Review

Niedlich, die vier frechen Mäuse von TRAP THEM tanzen mal wieder auf meinen Tisch. Einer hält ein Fähnchen hoch, „Crown Feral“ steht drauf – wilde Krone, putzig. Moment, warum haben die eigentlich so lange Schwänze? Entschuldigung, hast du gerade auf den Tisch geschissen? Musst du dich übergeben, Kleiner? Ich glaube das jetzt nicht, ihr nagt von unten die Tischbeine an?! Rattenpack, elendes. So könnte man die Diskrepanz zwischen dem auf Black oder Post Metal verweisenden Artwork und dem aktuellen  nach literarischem Quartett riechenden Cover-Artwork und der Musik auf  dem fünften Album der Hardcore-Punk-Crust-Band aus Seattle beschreiben. Letztendlich sind aber auch die Gäste, die man nicht eingeladen hat, am Ende häufig die unterhaltsamsten.

TRAP THEM versprühen aggressiven Charme, der überwältigt

Ryan John McKenney brüllt, was das Zeug hält, den Wahnsinn mengt er sehr gekonnt bei. Das einleitende, ultraenge und angenehm einschüchternde „Kindred Dirt“ dürfte für Uneingeweihte erst nach der Wiederbelebung der The-Wave-Truppe klingen. Doch spätestens beim anschließenden „Hellionaires“ ist klar, mit was und wem man es hier zu tun hat. Potenzierter Gain trifft auf Bass in Reinform, durchschnitten von beunruhigenden Tonfolgen der Gitarre, und am Ende moshen allen befreiend im Takt.

Seattle lebt weiter

Vorbei sind die Anfangstage mit Drumcomputer, Brad Fickeisen erreicht zwar nicht ganz die brachial gewaltige Kraft von NAILS, kommt aber gefährlich nah dran. Immerhin ist er schon der siebte Drummer in der Bandhistorie, alleine am Namen kann es nicht liegen. Hätten KVELERTAK mit „Nattesferd“ anstelle des melodischen Weges, den direkten Richtung Trümmertown eingeschlagen, das Ergebnis würde so ähnlich klingen wie „Crown Feral“. Dabei kann man TRAP THEM weder unterstellen, dass sie stur vor sich hin zimmern, noch einen Mangel an Ideen unterstellen. Mit „Revival Spines“ gibt es eingängigen Punk Rock, frisch aus der rostigen Kruste gepult und von Kurt Ballou (CONVERGE) in seinem Godcity Studio einfach göttlich abgemischt.  Den Amerikanern scheint es vollkommen wumpe zu sein, welches Tempo eingeschlagen wird. Auch im leicht „Twitching in the Auras“ weichen die vier Musiker keinen Millimeter vom harschen Kurs ab. Bands aus diesem Genre lobt man meist hauptsächlich für ihr Energie und ihre Vehemenz. Darüber hinaus überhört man häufig, was für geile Songwriter dahinter stecken. Hier fasst ein Rad ins nächste, meist mit hoher Drehzahl wird hier eine Ekstase aufgebaut, die selbst vielen großen Bands abgeht. Hier muss man wach sein, hier muss man auf Zack sein. Und wer wie TRAP THEM darüber hinaus noch Zeit für gute, nicht überragende, Soli und eine durchweg zwischen beklemmend und launig schwankende Atmosphäre hat, der wird zurecht gefeiert.

Immer feste druff

NAILS und TRAP THEM teilen sich in diesem Jahr definitiv den Thron für das cleverste, wüsteste Werk. Wer jetzt auf voller Lautstärke und mit einigen Bieren geschmiert auch damit seine Aggressionen nicht abbauen kann – geh‘ mal zum Arzt, Digga. Solange es so derbe Bands wie TRAP THEM gibt, mache ich mir um die Punk-Metal-Freundschaft absolut keine Sorgen. Definitiv eine der hoffnungsvollsten und besten Bands der Neuzeit. Womit die Fragen von Kollege Marek „Welche Art von Mensch fabriziert solches? Und wer konsumiert es?“ zumindest teilweise beantwortet wäre.

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16.09.2016

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