Trans-Siberian Orchestra - "The Ghosts Of Christmas Eve"

Review

Das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA offeriert „The Ghosts Of Christmas Eve“. Und was soll man sagen? Weihnachten hat echt nicht nur ein Problem. Wenn im Winter alle bei vollkommen aufgedrehter Fußbodenheizung vor dem Baum aufdrehen, kann das leicht zu Komplikationen führen. Stichwort: Sauerstoff, Stichwort: Kreislauf. Wenn der große Sack außerdem nicht mit Bedacht gefüllt wurde, zerbricht der gläserne Schwan ganz unten und das Verhältnis zur Schwägerin ist nicht mehr zu kitten. Und dann meldet sich eben auch noch turnusgemäß das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA zu Wort, dieses „Kitsch-Methadon für SAVATAGE-Junkies auf Entzug“ (metal.de).
2016 spendieren die Herren Paul O’Neill und Jon O’Liva ihrer bereits vor Jahren uraufgeführten, bühnen-gestählten und als DVD veröffentlichten Rock-Operette „The Ghosts Of Christmas Eve“ eine erneute Politur. Und der geneigte X-Mas-Die-Hard bekommt, was er verdient.

Lass dein Lebkuchenherz von „The Ghosts Of Christmas Eve“ schmelzen!

Eine magische Story nämlich mit ergreifender Message, die jedes Lebkuchenherz schmelzen lässt. Transportiert wird diese wie gewohnt durch bombastisch-pathetische Rock-Songs, denen es neben Riffs und Soli an Piano-Tupfern und Gefiedel nicht mangelt. Und natürlich werden großzügig Motive berüchtigter Weihnachts-Klassiker eingemeindet. Paul O‘ Neill ist nun einmal ein Profi, der weiß, wie man den Kitsch zum Kochen bringt.
„Good King Joy“ klingt nach einer Minute erst wie der Beginn des Signature-Songs von Ronja Räubertochter und gemahnt dann hinterhältig an das Eingangs-Geklimper von „Gutter Ballet“, bevor sich das Ganze zu einer Art Hochglanz-Blues-Rock vor dem Hymnen-Finale aufschwingt. Das Publikum fühlt sich zuhause. Zumal der „Music Box Blues“ auf den ersten Metern einen glitzernden Kondensstreifen ehemaliger „When The Crowds Are Gone“-Glorie über den Seelen- Himmel des Auditoriums schweben lässt. Und „Christmas Eve/Sarajevo 12/24“ bereits von SAVATAGEs „Dead Winter Dead“ bekannt ist. Des Weiteren ist der „Christmas Canon“ mit seinem vokalischen Arrangement tatsächlich ein hartnäckiger Ohrwurm, ebenso wie „What Child Is This?“ mit seinem Frauen- oder „Promises To Keep“ mit seinem Kinderchor. Anderes verlangt parallel zwar noch klarer nach Genuss von viel Schuss, das alles aber ist das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA in seiner puren Form. Und als Bonus zur Erstveröffentlichung gibt es zwei Stücke von – der Laie gebe Obacht – „The Lost Christmas Eve“ sowie den „Music Box Blues“ in einer Live-Version.

Lass das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA deine Welt in Kunstschnee hüllen!

So. Das klingt jetzt natürlich alles furchtbar. Und das ist es ja auch. Aber: Wer zwischen Glühwein und Domino-Stein ausschließlich ANAL CUNT und SABATON (oder wie die alle heißen) konsumiert, der vertrimmt zum Fest der Liebe auch Katzenbabys mit dem Nietengürtel. Ehrlich jetzt: Auch in ansonsten moralisch-ästhetisch gebotener Total-Opposition zu „Menschen“, die sich für ’nen Hunni mit leuchtenden Wangen die „Cats“ereien von Andrew Lloyd Webber und Konsorten einfahren, kann man zu Weihnachten mal aus der Reihe tanzen. Was Verrücktes machen. Das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA die eigene Welt in Kunstschnee hüllen und deren Ecken und Kanten akustisch rundlutschen lassen. Mit dem musikalischen Liebesapfel im Ohr auf den Coca-Cola-Truck warten. Freudig erregt. Na ja. Nur freudig. Aber doch. O‘ come all ye faithful…

Amen!

Der Promo-Zettel zu „The Ghosts Of Christmas Eve“ verweist zudem auf Tour-Einnahmen des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA von ca. 580 Millionen USD. Millionen von Amerikanern (und Amerikanerinnen) können sich kaum irren. Amen.

11.11.2016

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