Trans-Siberian Orchestra - Tales Of Winter: Selections From The TSO Rock Operas

Review

Wenn es eine Reunion gäbe, die ganz groß und ganz oben auf meiner Wunschliste stehen würde, so wären es auf jeden Fall SAVATAGE. Die US-Metaller begeisterten mich seit frühester Jugend mit ihren starken melodischen, von ausgefeilter Gitarrenarbeit geprägten Alben, welche im Laufe der Zeit immer bombastischer und orchestraler wurden. Das Ende ist bekannt – das ursprüngliche Nebenprojekt TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA entwickelte sich vor allem in den USA zu einem gnadenlosen Erfolg, und mittlerweile haben sie auch Europa erobert. Platz für SAVATAGE gibt es da leider nicht mehr. Doch wer sich nicht zu sehr an die alten, härteren SAVATAGE klammert und offen für ausladende, symphonische Rockopern mit orchestralen Arrangements ist, bekommt mit TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA, hinter welchem ebenfalls die kreativen Köpfe Paul O’Neill und Jon Oliva stehen, auch einen tollen Ersatz.

Anlässlich des Anfang 2014 wieder nach Europa kommenden Konzertspektakels, veröffentlichen TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA dieser Tage mit „Tales Of Winter: Selections From The TSO Rock Operas“ eine Art Best-Of ihres bisherigen Schaffens. Dabei ist eine Auswahl von Songs aus den vorherigen Rockopern „Beethoven’s Last Night“, „Night Castle“, „Christmas Eve & Other Stories“, „The Christmas Attic“, „Dreams Of Fireflies“ und „The Lost Christmas Eve“ enthalten, vielleicht sind diese Stücke ja dann auch deckungsgleich mit der Setlist der anstehenden Konzerte? Angekündigt ist jedenfalls eine Verlängerung der erfolgreichen Weihnachtstour. Mit 15 Songs ist „Tales Of Winter: Selections From The TSO Rock Operas“ auf jeden Fall schon einmal gut bestückt.

Für eingefleischte TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA Anhänger sind die enthaltenen Stücke natürlich bekannt. Aber auch SAVATAGE-Fans kommen auf ihre Kosten, finden sich auf „Tales Of Winter: Selections From The TSO Rock Operas“ doch auch „Sarajevo 12/24“ („Dead Winter Dead“) und „Believe“ („Streets: A Rock Opera“). Beide Stücke sind natürlich in der abgeänderten Version vom TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA deutlich bombastischer, opulenter, und der Sound ist ziemlich mächtig. Weitere Höhepunkte dieser Zusammenstellung sind die Begrüßung „Night Enchanted“ vom letzten Werk, in welchem Verdi zitiert wird, das sehr eingängig melodische „Wizards In Winter“, das (positiv) kitschige „Christmas Canon“, das wunderbar gesungene „I’ll Keep Your Secrets“, „This Christmas Day“, welches durchaus den Geist von SAVATAGE in sich trägt, und die abschließende, fast 11minütige Mammutinszenierung „Epiphany“, welche vor Pathos nur so trieft.

Die Auswahl empfinde ich als gelungen, und interessanterweise passen die Stücke aus den verschiedenen Konzeptalben gut zusammen, bei durchgehend hohem Niveau, der Songfluss ist homogen. Mit diesem Appetizer bekommt man auf jeden Fall Lust darauf, die progressive Rockmusik voller Bombast und Theatralik Live zu erleben. Dass das Ganze, typisch amerikanisch, eine Überhöhung von Weihnachten zum Ausdruck bringt, dürfte den Anhängern bekannt sein. Und wenn das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA vielleicht noch zusätzlich weitere unsterbliche SAVATAGE-Klassiker in die Setlist einbaut, bin sicherlich nicht nur ich überglücklich.

05.10.2013

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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