Traktor - Sequence The Sequence

Review

JR EWING sind nicht mehr, BLOOD BROTHERS sind nicht mehr, also wozu das Name-Dropping, wenn man mit TRAKTOR geeigneten Ersatz findet? Wie ein Schwein ins Uhrwerk gucken nur jene, denen weder die einen noch die anderen Bands etwas sagen.

Dem sollte schleunigst Abhilfe geschaffen werden. TRAKTOR sind wie ein großer Verkehrsunfall, nur dass man hier statt abgetrennten Körperteilen, Glassplittern, Blech und Plastik eine ganze Handvoll Musikstile wiederfindet (und das Ganze auch nicht ganz so blutig stattfindet). Ungefähr wie beim Frühjahrsputz — was da mitunter alles wieder auftaucht! Ging mir erst kürzlich so, als ich meine Stativwechselplatte gesucht habe, aber das ist ’ne andere Geschichte.

TRAKTOR kommen aus Schweden, haben schon ein paar EPs und das Album „The Light“ draußen und spielen eine herrlich chaotische und erfrischende Mischung aus Hardcore, Noise und Indierock. Und während Johann Lafer noch etwas Progressives beimengt und Alfred Biolek alternative Geschmacksnoten zugibt, würzt Tim Mälzer noch mit etwas Screamo nach.

Vergesst die anderen Namen. Ich kannte die beiden erstgenannten jedenfalls nicht, dafür ein halbes Dutzend andere Bands, die mit ihrem abgefahrenen Sound mehr oder weniger in der gleichen Liga spielen, wie TRAKTOR. Furios sind sie, brutal und laut, und im nächsten Moment schon in der 5-Uhr-Tee-Jamsession auf der sonnenstrahlgewärmten Veranda vertieft. Man kann mit ihnen driften, mit ihnen ausrasten oder einfach nur die gute Laune und den Spass teilen, den die Band ganz offensichtlich nicht nur bei den Aufnahmen hatte. TRAKTOR klingen so authentisch wie eine Band, die die ganze Energie und das Ungestüme einer Proberaumsession auf Tape bannt — in Studioqualität, mit klarem, unverfälschten Sound.

Melodisch contra atonal versus Dis-Harmonien: TRAKTOR sind genau der richtige Soundtrack für verquere Gemüter, die sowieso nie geradeaus fahren und nach dem Weg fragen. Starkes Album!

01.05.2008
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