- Disco Balls To The Wall

Review

Schnöde Coverbands gibt es wie Sand am Meer. Aber TRAGEDY aus New York wurden als eine Art Heavy-Metal-Tribut an die BEE GEES gegründet und kombinierten den Disco Pop-Sound der Brüder Gibb mit dem Sound des Achtziger-Jahre Hard Rocks und Heavy Metals. Das Ganze auch mit ordentlichem Konzept und Umsetzung, was Outfit, Style, Show und Gestus anbelangt. Nach einigen Veröffentlichungen in den USA erfolgt nun via Napalm Records die erste weltweite Veröffentlichung in Form der Compilation „Disco Balls To The Wall“!

Blood On The Dancefloor – TRAGEDY kombinieren Disco mit Metal!

TRAGEDY bringen zusammen, was historisch auf Kriegsfuß miteinander war. Metaller hassten Disco, und umgekehrt. Oder man denke nur an die „Headbangers Against Disco“-Serie, oder „Disco Destroyer“ von TANKARD. Historisch gab es eine klare Kante, aber spätestens seit Ende der Achtziger und dem Aufkommen von Crossover sind die Vermischung unterschiedlicher Musikstile auch im Metal etabliert. Jetzt also, gefühlt 30 Jahre später Disco mit Metal – ja warum denn auch eigentlich nicht? Und so ganz neu ist die Idee ja sowieso nicht, man erinnere sich mal an AXXIS und ihrem „reDISCOver(ed)“ Album.

Eine große Portion Extravaganz, diese Theatralik, lange Haare, enge Hosen, stampfende Beats, hoher Gesang, es gibt schon einige Gemeinsamkeiten, und TRAGEDY treiben diese mit viel Selbstironie und Spaß in den Backen auf „Disco Balls To The Wall“ auf die Spitze! Wirkt manchmal so, als ob KISS, insbesondere zu „Dynasty“-Zeiten, zusammen mit THE DARKNESS und DEF LEPPARD im Studio 54 mit diversen Siebziger Disco-Acts und reichlich Alkohol und Drogen jammen.

Mit treibendem Hair Metal / Rock Sound nehmen sich TRAGEDY die tatsächlich fantastischen Melodien vor, garnieren diese mit krachenden Riffs und Falsett-Gesang und sorgen damit für Dauergrinsen. Schon der Opener „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ aber auch „Dancing Queen“, beide Disco-Evergreens ursprünglich von ABBA, machen keine Gefangen und sorgen für Stimmung! Cool natürlich auch der im TRAGEDY-Stil flott gespielte und mit ordentlichen Riffs versehene Disco-Smasher „Stayin‘ Alive“ der BEE GEES, hier klingt Sänger Barry Glibb nicht nur im Namen tatsächlich recht ähnlich zum Vorbild Barry Gibb. Ursprünglich mal gecovert auf dem Album „The Joy Of Sex“ (2017) und mit einem komischen Musikvideo, das mehrere Anspielungen auf den 1970er Filmklassiker „Saturday Night Fever“ enthält, in welchem der John Travolta-Lookalike seine Liebe zum Metal entdeckt – Disco Metal! Gelungen auch die unterhaltsame, hüftschwingende Version des „Grease“-Soundtrack-Klassikers „You’re The One That I Want“ sowie die Live-Version von Donna Summers „Hot Stuff“, gekrönt mit Alex Skolnick von TESTAMENT an der Leadgitarre. Dazwischen gibt es aber auch einige weniger gelungene Cover, da zu vorhersehbar ausgefallen.

Eine tolle Überraschung gönnen uns TRAGEDY aber mit dem interessanten Mashup von SLAYERs „Raining Blood“ mit dem tanzbaren „It’s Raining Men“ von THE WEATHER GIRLS – funktioniert! Und auch wenn Adele natürlich die bessere und intensivere Stimme hat, „Skyfall“ kann was!

Tod dem falschen Disco Metal!

Die Originale bleiben immer erkennbar, viele Überraschungsmomente gibt es nicht. TRAGEDY verpassen den Songs, die sowieso jeder kennt, zumeist einfach einen Rock-/Metal-Anstrich, und behalten sämtlichen Kitsch bei. Natürlich darf man TRAGEDY und „Disco Balls To The Wall“ nicht Todernst nehmen, eine gewisse Portion Humor und Offenheit verlangt es schon, aber dann kann das schon richtig Spaß machen!

23.07.2021

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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