Träumen von Aurora - Sehnsuchts Wogen

Review

Jede Stadt sollte ihre eigene Post Black Metal-Band haben. Rheda-Wiedenbrück hat LANTLÔS, Hamburg TODTGELICHTER, Frankfurt hat AGRYPNIE, die ganze Welt hat ALCEST – und endlich ist auch der Bielefeld-Beweis erbracht: Die Ostwestfalen haben jetzt TRÄUMEN VON AURORA und in ein paar Wochen auch das erste Album dieses bisher eher unauffälligen Sextetts, „Sehnsuchts Wogen“.

Nun bewegt sich die Platte leider sehr in der Schnittmenge der oben schon genannten Bands, vielleicht mit einem Hauch DORNENREICH und sogar UNHEILIG im Nachgeschmack. Das ist per se keine schlechte Sache, auch wenn das für mich immer etwas aufgesetzt wirkende Post-Image schon deutlich ausgelutscht ist. „Sehnsuchts Wogen“ grenzt sich allerdings schon durch seine eigene Thematik, die Aufarbeitung einer offenbar traumatischen Trennung, inhaltlich deutlich von ähnlichen Releases ab. Das ist immerhin sympathisch, weil es Musik ehrlich macht.

Musikalisch ist es mit der Eigenständigkeit leider nicht so weit her. Da kommen die bekannten mit Effekten zugedonnerten Halbakustikgitarren zusammen mit schlichten, rockigen Riffs, schmissiges und gelegentlich auch recht fixes Metalschlagzeug trifft auf zerbrechliche Jazzpatterns, schmachtender Sprechgesang duelliert sich mit verzweifeltem Geschrei, und hier und da taucht ein Klavier auf. Das ist soweit solide komponiert, aber es fehlen deutlich die packenden und wiedererkennbaren Höhepunkte, die eine Band vom Format von ALCEST beherrscht. Die ganze Platte ist arg durchschnittlich, wenn auch wirklich solide gemacht und anständig, aber etwas zu steril produziert.

Das zieht sich stilistisch so durch alle acht Tracks des in zwei Teile aufgeteilten Albums, von denen der erste Teil (mit den Songs 1-5) deutlich depressiver ausgefallen ist als der tendenziell durharmonische zweite, der mir etwas besser gefällt. Anstrengend wird auf die Dauer die durchgehend düdelnde und im ersten Teil auch noch mit Soli in den Vordergrund gedrängte Leadgitarre, die zusammen mit dem mitunter doch arg kitschigen und oft sagenhaft schiefen Gesang zuviel des Guten sind. Aber das ist für den ganzen Stil Post Black Metal symptomatisch. Und leider ist Bielefeld, wie in vielen anderen Dingen, auch hier etwas hinterher, wenn die leckersten Stücke vom Kuchen schon weg sind. Mal schauen, wieviel TRÄUMEN VON AURORA noch so ergattern können.

15.05.2012
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