Toxon - Tunnel

Mal wieder Experimentalmusik mit Ansage: Vor TOXON sind laut Ankündigung MESHUGGAH genausowenig sicher wie Trompeten oder VOIVOD, U-Bahn-Lärm oder MOTÖRHEAD. Was rauskommt, hört sich auch so ziemlich genau danach an.

„Tunnel“ macht einen hoffnungsvollen, aber unausgegorenen Eindruck und hinterlässt gemischte Gefühle. Die anfängliche, wenn auch (ziemlich exakt) bei MESHUGGAH geklaute Komplexität weicht einem einigermaßen vorhersehbaren (aber gelungenen) Mix aus RAMMSTEIN und dem härteren Rockanteil von SUBWAY TO SALLY, geht über in langatmige Akustikgitarrenzwischenspiele und endet in endlosen Geräuschmusikeskapaden, die sich hier und da ganz interessant anhören, im Gesamtbild aber nicht sehr inspiriert rüberkommen. Zwischendurch hat „Tunnel“ aber durchaus seine Momente, interessanterweise meist dann, wenn nicht so viel herumexperimentiert wird, sondern man sich direkt auf die metallischen Wurzeln besinnt.

Trotz seines stattlichen Umfangs von einer Dreiviertelstunde bleibt nicht viel hängen, durch das sich „Tunnel“ charakterisieren ließe, nicht weil TOXON auf vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen wollten, sondern weil von allem gerade so viel da ist, dass man zwar eine unheimliche Bandbreite mitbekommt, aber nicht so recht zwischen fixer Idee und echter Komposition unterscheiden kann. So wirkt es eher wie eine Demo, die zwar zeigt, dass die Band Großes vorhat, aber noch nicht so ganz auf einen Nenner gekommen ist. Die vielen Einflüsse werden hier nicht zusammengeführt, sondern nur nebeneinandergestellt und verlieren so einiges an Potential. Wenn TOXON das nächste Mal weniger offensichtlich bei MESHUGGAH vorbeischauen, das ziellose Aneinanderreihen von Geräuschen ein wenig besser ausrichten und besonders den Bogen von Anfang bis Ende schlüssiger spannen, dann wird hier noch einiges mehr herauszuholen sein. Wer sehen möchte, wohin die Reise auf der nächsten Scheibe gehen könnte, darf aber allemal hineinhören.