TOXIK dürfte gefühlt die letzte Band aus den Achtziger Jahren sein, die sich an ein Comeback auf Langspielplatte wagt. Nachdem sie Ende der Dekade mit „World Circus“ und „Think This“ bei Roadrunner ihre einzigen Studioalben veröffentlicht haben, blieb es ruhig um sie. Mit der gescheiterten Reunion 2007 und einer Anzahl unabgeschlossener Projekte gab es die Befürchtung, dass auch der seit 2014 angekündigte Nachfolger zur 1989 erschienen Scheibe nicht das Licht der Welt erblickt. 2017 erschien noch die EP „Breaking Class“, doch mit „Dis Morta“ findet das Warten tatsächlich ein Ende.
Fast so, wie man es kennt
Also fast, denn wenn man das Album auflegt, braucht es erst noch zwei Minuten mit Spoken-Word-Passagen und Midtempothrash, ehe TOXIK in gewohnter Manier um sich schlagen. Vertrackte Gitarrensoli, geradezu wahnwitzige Tempiwechsel und auch beim wichtigsten Trademark bleiben sich die Progressive Thrasher treu: Ron Iglesias knüpft an den Falsettgesang von Mike Sanders an. Er ist zwar der dritte Sänger beim dritten Album, doch abgesehen von Gitarrist Josh Christian geben alle Bandmitglieder ihren Albumeinstand.
Die Songs erzeugen für sich schon genug Spannung, da ist ‚Straight Razor‘ mit seinem verhältnismäßig geradlinigen Speed Metal eine Überraschung. ‚Hyper Reality‘ reiht viele unterschiedliche Parts aneinander, die durch ihre schierliche Gegensätzlichkeit beeindrucken, geradezu als ob sie das Aufkommen eines Flows sabotieren wollten. Dieser richtet sich zwar bei ‚Creating The Abyss‘ ein, aber da ist es tatsächlich die Kontinuität der Double-Bass-Wand, die für umwerfende Wirkung des Songs sorgt. Diese Kreativität können sie jedoch nicht über die gesamte Albumlänge halten, denn gerade wenn sie keinen Weg sehen, mit dem gespielten irgendwie zu brechen, gibt es wieder einen Tempowechsel.
„Dis Morta“ weiß zu gefallen
Aber obwohl TOXIK ungern einen Stein auf den anderen liegen lassen, sollte man auf ihre alten Tage nicht erwarten, dass sie mit allzu neuem um die Ecke kommen. Denn was sie auf „Dis Morta“ präsentieren, hat man nicht nur bei TOXIK bereits gehört. Ddie Frischzellenkurs tut dem Album spürbar gut, obwohl sich die Scheibe nicht wie die glorreiche Erlösung für 32 Jahre Wartezeit anfühlt.
Es ist keine Offenbarung aber durchaus ein gutes Comebackalbum – wenn auch nicht über die ganze Länge. Zu den besten Songs gehören für mich der Titeltrack, die Thrash-Salve Feeding Frenzy, sowie die Single Power. Leider fallen Songs wie The Radical oder Chasing Mercury doch recht ab. Dagegen finde ich die letzten beiden Tracks wieder besser. Ausserdem ist die Produktion irgendwie seltsam, zwar modern, aber der Gesang verschwindet immer mehr im Hintergrund und verschmilzt mit den Instrumenten. So klingt es leider sehr anstrengend in manchen Passagen.