Schmerzhaft, wenn man von einem Major-Label angenommen, im fernen Osten hoch gelobt und dann aus heiterem Himmel fallen gelassen wird. Genau das ist den Leipziger Prog-Metallern von Toxic Smile widerfahren, nachdem sie von BMG Korea unter Vertrag genommen wurden und mit ihrem Debut-Album „M.A.D.“ große Erfolge in Südkorea erzielten. Plötzliche Änderungen beim BMG-Management hatten zur Folge, dass der Deal platzte und die Band ganz alleine da stand. 2004 kommt nun das in Eigenregie aufgenommene zweite Album „RetroTox forte“, welches unter dem kleineren deutschen Label Famous Kitchen läuft. Das Intro „Voix du Passé“ wirkt durch den unheilvollen Männerchor erfreulich düster, repräsentiert jedoch keinesfalls die musikalische Ausrichtung des Albums. Diese scheint im Gesamtbild leider etwas „gebrochen“ und „unkonzentriert“. Zunächst finden sich auf der ersten Hälfte der Scheibe Songs wie „Pyramid“ oder „Raised“, die durchaus überzeugende Prog-Riffs und verträumte Keyboard-Arrangements aufweisen – wie ich sie auf Dream Theaters „Six Degrees Of Inner Turbulence“ geliebt habe. Auch gewisse Soul-Anleihen in „Escape“ und balladeske Momente („Steps Back“) tauchen gelegentlich auf und runden die „schöne“ Hälfte angenehm ab. Der angesprochene Bruch beginnt ab der Mitte des zwölfminütigen – und bis dahin ziemlich guten – „Confidence In Deception“. Hier bahnt nämlich eine (absichtlich?) lächerliche Operneinlage den Weg für einen noch lächerlicheren Rap(!)-Part. Was man bis dahin noch als Witz verstehen könnte, zeigt sich wohl als Leidenschaft des Leipziger Fünfers, der gerne auch Klospülungen, schiefe Blockflötensoli und Warteschleifen in seine Songs einbaut. Ich persönlich empfinde diese Samples mehr als Störfaktor denn als lustige Abwechslung, da man auf diese Weise unangenehm aus dem Tagtraum der größtenteils hypnotisch schönen Gitarren- und Pianothemen gerissen wird. Zum Abschluss gibt es noch das atmosphärisch dichte „Heavensent“, welches sich zum Glück noch als „Rettungsring“ der schlechteren Hälfte der Platte (bestehend aus dem eher zusammengewürfelten Instrumental „O.T.“ und der überflüssigen Ballade „Sacrificial Flame“) zeigt. Hätten „Toxic Smile“ eine etwas deutlichere musikalische Linie verfolgt und zudem von den störenden Zwischenparts und Samples abgesehen, würde ich die tägliche Dosis von „RetroTox forte“ jedem fest verschreiben. So kann ich die Einnahme aber nur denen freistellen, die gerne mal eine Alternative zu Symphony X und Co. hören. Zumindest die Songs des ersten Teils könnten da locker mithalten. Und deswegen gibt’s auch noch die 7…
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