Tower - Shock To The System

Review

Die New Yorker TOWER existieren bereits seit 2015 und haben seitdem ein gutklassiges Album und eine fantastische EP rausgehauen. Und obwohl das Gespann um Aushängeschild Sarabeth Linden im Big Apple zu den Lokalmatadoren des Heavy-Metal-Undergrounds zählt, blieb es in unseren Breitengraden noch eher ruhig um TOWER. Das liegt vor allem daran, dass die bisherigen Releases in Europa anfangs so gut wie nicht zu kriegen waren, wobei man diesbezüglich zum Glück inzwischen via Bandcamp Abhilfe geschaffen hat. Der Vertrag mit den italienischen Oldschool-Feinschmeckern Cruz Del Sur Music sollte TOWER außerdem dabei helfen, mit ihrem neuen Album „Shock To The System“ auch international durchzustarten.

TOWER werden kein Geheimtipp bleiben

Verdient haben es die Amis auf jeden Fall, denn eine derart schweißtreibende und energiegeladene Oldschool-Heavy-Metal-Darbietung mit jeder Menge schmutzigem 70s-Rock-Flair hat man lange nicht mehr gehört. Schon beim Opener „Blood Moon“ lassen James Danzo und Zak Penley die Gitarren derart rotzig braten, dass es Lemmy eine Freude gewesen wäre. Das absolute Highlight bei TOWER ist allerdings Frontfrau Sarabeth Linden.

Diese Stimme, einfach der Wahnsinn! Zwischen durch Mark und Bein gehenden Schreien, kratzbürstiger Röhre und souligen Mitteltönen jagt es einem einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Es werden Erinnerungen an einige ganz große Stimmen der Rock-Geschichte wach; Linden wandelt auf den Spuren von Ikonen wie JANIS JOPLIN, TINA TURNER und RONNIE JAMES DIO und wertet das ohnehin schon starke Material von TOWER noch mal immens auf.

Dabei präsentiert sich die Band auf „Shock To The System“ allerdings erstmal etwas sperriger als auf der „Tomorrow & Yesterday“ EP, wo sich vier lupenreine Hits aneinanderreihten, deren Refrains man schon nach einem Hördurchgang kaum noch aus dem Kopf kriegen konnte. Nach dem eröffnenden Arschtritt wird das Tempo mit dem doomigen „Prince of Darkness“ nämlich erstmal deutlich runtergefahren, während Sarabeth Linden mit ihrem unglaublich eindringlichen Gesang die finstere Predigerin gibt. Erst gegen Ende explodiert die Nummer förmlich und reißt die Hörerschaft in einen Strudel purer Rock’n’Roll-Ekstase.

Zwar geizen TOWER keineswegs mit Momenten die zum sofortigem Mitgrölen und durchdrehen animieren, das bereits erwähnte „Blood Moon“, „On The Line“ und die Sado-Maso-Hymne „Lay Down The Law“ etwa gehen ohne Umschweife direkt ins Ohr; „Shock To The System“ ist insgesamt allerdings aggressiver und mit noch mehr ungestümer Power unterfüttert als das bisherige Material. Das wird bei flotten Stücken wie „Hired Gun“, „The Black Rose“ und „Powder Keg“ besonders deutlich, denn hier würzen TOWER ihre Heavy-Metal-Ursuppe mit einer gehörigen Prise Punk und kehren zurück zu den musikalischen Wurzeln ihres Sounds

TOWER blasen zum Sturm, jetzt erst recht

„Shock To The System” strotzt vor Energie und präsentiert eine hungrige Band, die unbedingt wieder zurück ins wilde Nachtleben von Brooklyn gehört. Die Pandemie hatte New York unmittelbar nach dem Ausbruch ja bekanntlich besonders fest im Griff und ist auch TOWER mitten in die Albumproduktion gegrätscht. Dem Frust, der sich in dieser Zeit angestaut hat, macht die Truppe hier explosiv und geräuschvoll Luft.

Zusammengehalten wird das Spektakel von einer zwar ruppig aber trotzdem verdammt tight aufspielenden Instrumentalfraktion und der, man kann es nicht oft genug sagen, phänomenalen Gesangsleistung von Sarabeth Linden. Ein absolutes Highlight für Freunde klassischen Heavy Metals mit jeder Menge purer Rock’n’Roll-Attitüde!

05.11.2021

"Musik hat heute keinen Tiefgang mehr." - H.P. Baxxter

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