Schonmal aus Versehen einen Streaming-Track gestartet und sich gewundert, wieso der so komisch klingt? Dann herausgefunden, dass noch in irgendeinem offenen Tab ein Youtube-Video läuft? Probleme der modernen Kommunikationsgesellschaft. Bei TOTENGOTT, einem Trio aus dem schönen Norden Spaniens, klingt das wie: BATHORY angemacht und ausversehen ein CELTIC FROST-Video im Hintergrund nicht geschlossen.
TOTENGOTT – mehr als eine CELTIC FROST-Coverband?
Ziemlich genau so kann man den Opener des Albums „Ceremony I: Sic Transit Gloria Mundi“ erfassen. Mit dem zweiten Teil der Zeremonie legen TOTENGOTT ein wenig mehr Tempo drauf und die Richtung wird klarer: eine grollende Mischung aus Death, Black und Doom Metal, wie sie durch die unvergessene Formation aus der Schweiz perfektioniert wurde.
TOTENGOTT haben einmal als CELTIC FROST-Coverband begonnen – der Bandname ließ dies ja bereits vermuten. Weit von ihren Wurzeln haben sich die drei Spanier mit „The Abyss“ nicht entfernt. „The Abyss“ klingt genauso, wie man sich ein Album vorstellen würde, das am CELTIC FROST-Reißbrett entstanden ist: Alle Ideen und markanten Elemente der großen Idole zusammengetragen und die so gewonnene Liste dann der Reihe nach abgearbeitet. Hierfür stehen dann besonders die beiden weiteren, überlangen Titel des Albums – „The Spell“ und der Nachfolger zum vorherigen Album „Doppelgänger“, der „Doppelgänger II“. Dabei erlaubt man sich zwar auch ein paar Ausflüge in den Death Doom, baut ein bisschen Ambient mit ein und lässt auch die bereits erwähnten BATHORY-Anleihen durchklingen. Alles angenehm rumpelig, aber druckvoll in Szene gesetzt und bemüht an den Vorbildern orientiert. Sogar die Stimmfärbung von Frontmann Chou Saavedra liegt verblüffend nah an der Tonlage von Herrn G. Warrior. Wer aber so stilsicher und nah an den Originalen bleibt, der muss sich auch dem direkten Vergleich stellen.
„The Abyss“ – solide, aber nicht eigenständig genug
Solide ist „The Abyss“ letztlich geworden: Denn schlecht umgesetzt ist die offenkundige Hommage nicht, nur reicht „The Abyss“ bei Weitem nicht an Großtaten von CELTIC FROST heran. Meisterwerke wie „Monotheist“ oder „To Mega Therion“ leben halt von ihrer morbiden Stimmung, ihrem genialen Funken und sie strahlen ob ihrer Vision eine ganz eigene Faszination aus. Alles dies vermögen TOTENGOTT nicht so recht einzufangen, dafür ist „The Abyss“ zu gradlinig und bemüht auf eine Richtung festgelegt– und letztlich sind die eingesetzten Elemente zu plakativ aneinandergereiht, Überraschungen bleiben weitestgehend aus.
Interessant ist „The Abyss“ damit für alle, denen TRIPTYKON zu modern klingen und die auf der Suche nach ein paar wohligen Old-School-Klängen einer bestimmten Formation sind, die im Rahmen dieser Rezension nun wirklich oft genug als Vergleich herangezogen wurde.
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