Drei Jahre nach ihrer s/t-Debüt-EP veröffentlicht die Nürnberger Metalcore-Truppe TORYSE (Eigenschreibweise: toRyse) ihre zweite EP „Erased“. Man könnte jetzt natürlich behaupten, dass drei Jahre für eine EP mit fünf Tracks und knapp 17 Minuten Spielzeit ein bisschen lang ist. In die Metal-Bundesliga wird es der fränkische Fünfer mit diesem Arbeitstempo zumindest nicht schaffen. Es bleibt zu hoffen, dass sich TORYSE in Zukunft etwas am Riemen reißen – denn das Material auf der „Erased“-EP lässt eine Menge Talent erkennen, mit dem ein Album in nächster Zeit durchaus zum Achtungserfolg werden könnte.
TORYSE spielen ihren Metalcore eher altbacken – wunderbar!
Denn TORYSE spielen ihren Metalcore angenehm altbacken, die ganz modernen Ausflüge des Genres ignorieren die Nürnberger, stattdessen setzen sie auf die gute, alte Vermengung von wuchtigem Hardcore-Groove, Melo-Death-Elementen und melodischen Leadgitarren, auf hartes Grunzen, Hardcore-Shouts und durchaus gefälligen Klargesang. Obendrauf gibt es auf „Erased“ endlich mal wieder auf einer Metalcore-Platte nur sehr, sehr dezente Post-Hardcore-Elemente (höchstens im Rausschmeißer „Dawn Of Change“ lässt sich ein wenig mehr davon hören).
Doch nicht nur stilistisch überzeugen TORYSE, auch ihr Songwriting kann was: Keiner der fünf Tracks der EP ist ein Ausfall. Der Opener „Vanishing Realm“ zum Beispiel packt gleich zu Beginn mit PARKWAY DRIVE-Gitarren (die harten PARKWAY DRIVE bis einschließlich „Atlas“ heißt das) und einem Clean-Vocals-Refrain, der dank der warmen, dunklen Stimme des Sängers sogar leicht in die Gothic-Metal-Ecke schielt. „Heartless“ packt die „Slaughter Of The Soul“-Leadgitarre aus, der Titeltrack von „Erased“ hingegen klingt in seiner Melodik eher wie von den mittleren HEAVEN SHALL BURN-Alben inspiriert.
Die „Erased“-EP passt eher in die 00er-Jahre
Klingt verhackstückt? Ist es nicht! TORYSE sind als Songwriter gut genug, um ihre verschiedenen Einflüsse pässlich zu einem großen Ganzen zu verarbeiten. Innovationspreise gewinnen sie damit natürlich nicht – aber sie finden innerhalb der verschiedenen Stil-Elemente durchaus sowas wie eine eigene Nische. Und zumindest der Verfasser dieser Review findet es überaus angenehm, mal wieder eine Metalcore-Platte zu hören, die eher in die 00er-Jahre passt, als ins Jahr 2018 – ganz ohne Radiotauglichkeit, ohne zu viel Post-Hardcore-Geweine, einfach ein melodisches, wuchtiges, hartes Album. Ach nee, EP – bitte, TORYSE, als nächstes bitte auch mal in voller Länge denken. Potenzial für mehr wäre da …
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