Torture - Storm Alert

Review

So! Endlich! Nun haben wir zu guter Letzt doch herausgefunden, wer der Verantwortliche für die beschissene Vogelgrippe ist. Jawoll, alle Geflügelzüchter auf sie!
Eigentlich dachten wir ja alle, dass uns ein paar gefiederte Freunde aus Asien ursprünglich die verdammte Seuche ins heimische Nest gelegt haben. Tja, an dem scheint so gar nicht zu sein! Das waren eindeutig TORTURE, die alten H5N1 -Säue!

Denn deren Platte entlockt dem Hörer allzu schnell folgende Worte:
„MEIN LIEBER SCHWAN!“

Und schon liegt er zuckend auf dem Boden!
Lange haben sie an dieser biologischen Waffe herumgezüchtet, denn die `86 gegründete Band hat diese Langrille schon einmal im Jahre `89 aufgenommen, aber mangels vernünftiger Promotions- und Vertriebswege sind wir damals in hiesigen Landen weitgehend von der vermaledeiten Seuche verschont geblieben. Aber jetzt wird ein Thrash Head um den anderen der Plage anheim fallen. Klare Sache, schließlich ist die CD prächtig für das gegenwärtige Jahrzehnt herausgeputzt worden und besitzt nach Veredelung durch Neil Kernon (PRIEST) und Alan Douches (SEPULTURA) einen aktuelleren Sound, der mächtig drückt und knallt.

Und durch die prächtige Produktion läuft der oldschoolige Thrash mit seinen immer wieder eingestreuten SLAYER-Leads umso besser rein. Doch die Tex-Mex Jungs beschränken sich nicht nur auf die Szeneikonen, sondern wildern auch schon mal frech in der Bay Area und sogar im DESTRUCTION-Gelände und lassen es zuweilen auch episch angehen und präsentieren längere Songs, die vor allem bei den Instrumentalen „Whips Pt. I +II“ ein wenig nach DEATH ANGEL anmuten oder sich auch nach DARK ANGEL anhören, als diese `91 ihre sträflich unterbewertete „Time Does Not Heal“ LP auf die Menschheit losließen.

Gerade der treibende Titeltrack mit seinem eingängigen Chorus oder das mächtig nach SLAYER zu RiB-Zeiten klingende „Ignominious Slaughter“ sind kleine Perlen, die hoffentlich nicht wieder vor die Säue geworfen werden. Natürlich geht den Herren ein Dave Lombardo ab, so dass das Drumming streckenweise ein wenig eindimensional und künstlich wirkt, aber mit „Terror Kingdom“ wagen sich TORTURE dann streckenweise sogar in die Eigenwilligkeit von NASTY SAVAGE vor und haben hiermit das Highlight des Albums abgeliefert. Und ein bisschen originell darf es auch sein, wenn „Slayride“ mit einem Kinderweihnachtslied beginnt. Desweiteren klingt die Stimme des Fronters nach einer angenehmen Mischung aus Cronos, King Fowley und „uns“ Mille und wertet die Mucke noch einmal kräftig auf. Einziges Manko ist die Laufzeit einiger Songs. Gerade der Elf-Minüter „Dwell Into Surreality“ weist so manche Länge auf und wäre gestrafft eine wesentlich schlagkräftigere Keule geworden. So ist auch das abschließende „Deceiver“ aufgrund der hohen Spielzeit nicht gerade als kräftiger Rausschmeißer zu bezeichnen, auch wenn hier nicht mit guten Riffs gespart wird. Aber trotz der leichten Abzüge in der B-Note ist „Storm Alert“ ein mächtiges Langeisen!

Wer dabei nicht sofort die Seuche kriegt, ist selbst schuld!

06.05.2006
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