Tortuga (PL) - Iterations

Review

Soundcheck Oktober 23# 18

TORTUGA sind eine Band aus Posen, die 2016 gegründet wurden. „Iterations“ ist deren drittes Album. Pirate Metal aus Polen?

TORTUGA – der Name führt zunächst in die Irre

Natürlich ist man schnell dazu geneigt, die Polen im Genre des Pirate Metal, also ALESTORM oder RUNNING WILD, zu verorten. Schließlich gibt es auch eine deutsche Band desselben Namens, die genau das bietet. Bei den polnischen TORTUGA handelt es sich aber dagegen um eine Gruppe, die musikalisch im Stoner Rock, Psychedelic und Doom Metal beheimatet ist und deren erstes Album „Tortuga“ noch vornehmlich instrumental gehalten war, während der Nachfolger „Deities“ von 2020 zumindest teilweise Gesang enthielt. Und auch inhaltlich beschäftigen sich TORTUGA auf „Iterations“ nicht mit Seemannsgarn, sondern mit der Geschichte des Universums (vom Anfang bis zum Ende) sowie der metaphorischen Übertragung auf die Lebensgeschichte eines Menschen.

„Iterations“ – eine musikalische Reise ins Universum

Dieser Doom-Psych-Stoner-Rock ist in sich stimmig und abwechslungsreich, wenn auch nicht sonderlich originell. Genre-typisch schwebt über allem das große, schwere Erbe von BLACK SABBATH. Angenehm fuzzig mit teils abgefahrenen Gitarrensounds, verspielten Drums, Loops, die Stimme von Gitarrist Pablo Rodriguez Carmona teils etwas sonor, und wird entgegen der Vergangenheit von TORTUGA in jedem Song eingesetzt. Die zelebrierte Langsamkeit der Doom-Komfortzone ist auf „Iterations“ nicht mehr so ausgeprägt wie bei den beiden Vorgängern. Vielmehr präsentieren sich die Polen etwas experimenteller, verspielter und abwechslungsreicher.

Höhepunkte des aktuellen Wirkens sind die hoch melodische, emotionale Groove-Hymne „Lilith“ in der Schnittmenge irgendwo zwischen TYPE O NEGATIVE und KADAVAR, das psychedelisch wie episch abdriftende „Laspes“, das abgefahrene, surreal wirkende, sechsminütige „Malaca“ mit tollen Sound-Effekten, Sprach-Samples und Jam-Charakter oder das abschließende, beklemmende „Epitaph“. Diese facettenreichen Stücke sorgen für dichte Atmosphäre. Dazwischen gibt es leider aber auch einige Längen, die auf Kosten des Spannungsbogens gehen.

Alles in allem ist „Iterations“ ein abwechslungsreiches, gutklassiges Album von TORTUGA, das aber noch nicht ganz mit den Großen des Genres mithalten kann.

23.10.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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