Bands, die sich nach Naturphänomenen benennen gibt es in unglaublicher Anzahl, alleine für TORNADO spuckt die „Encyclopaedia Metallum“ ganze acht Stück aus, wobei jener TORNADO, um den es hier geht, noch gar nicht mitgezählt ist.
Seinen Ursprung hat dieser TORNADO, der als NEMESIS DIVINA entstanden ist, übrigens in den Niederlanden, genauer gesagt in Amsterdam, wodurch auch der erste Teil des Albumtitels erklärt ist. Gegründet wurde das Unternehmen allerdings von einem Ami, der sich mit beneidenswerter Bescheidenheit den Namen „Superstar Joey Severance“ gegeben hat. In FUELBLOODED-Gitarristen Michiel Rutten fand er bald einen Mitstreiter in seiner niederländischen Wahlheimat, erste Ideen zu diesem, im Endeffekt multinationalen Unterfangen hatte der Ami jedoch schon als Tour-Begleiter von AMORAL, als diese mit BEFORE THE DAWN und AMORPHIS auf Europa-Tournee unterwegs waren.
Kein Wunder also, dass hier mit Ben Varon (G), Pekka Johansson (B) und Drummer Juhana Karlsson gleich drei „AMORLISTEN“ im Line-Up zu finden sind. Der Albumtitel des Debüts wäre somit vollständig entmystifiziert, einzig die Herkunft von „Superstar Joey Severance“ scheint noch nicht von Wichtigkeit zu sein, aber wer weiß, was uns von dieser illustren Combo in Zukunft noch alles geboten werden wird.
Mit vorliegendem Debüt schafft es das Quintett schon einmal einen mehr als nur ordentlichen Eindruck zu hinterlassen, denn die Tracks haben allesamt Biss und kommen durchwegs schmissig und mit hohem Ohrwurmfaktor aus den Boxen. Auch wenn ich die von ihrem Label regelrecht großkotzig anmutende Beschreibung „SLAYER fucked MÖTLEY CRÜE“ nicht wirklich nachvollziehen kann, darf man sich auf ein ungewöhnliches wie originelles, in erster Linie aber sehr unterhaltsames Gebräu einstellen.
TORNADO machen nämlich ganz im Sinne ihres Bandnamens mächtig „Wind“ und kredenzen ruppigen und zum Teil sehr dreckig anmutenden Thrash Metal, der sich sowohl an der alten, wie auch an der neuen Schule bedient und zudem mit vereinzelten Melodic / Modern Death Metal-Fragmenten unterzogen ist. Dieser Mix wird kompetent dargeboten und lässt uns wissen, dass wir es hierbei mit durchwegs talentierten Musikern zu tun haben.
Das wirklich Spannende an dieser Formation ist jedoch die Tatsache, dass TORNADO nicht nur den Appeal diverser Glam und Sleaze-Metal-Größen versprühen, sondern darüber hinaus auch deren massive Hooklines perfekt zu intonieren wissen und ein Großteil der Songs zwingende Melodien intus hat. Basierend auf wild intonierten, knackigen Riffs (die stellenweise durchaus auch an Alexi Laiho denken lassen) ackert der Fünfer mit amtlichem Druck durch sein Programm und dürfte so bei Konzerten – im wahrsten Sinne des Bandnamens – auch ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Das Tempo ist durchwegs recht hoch, aber auch im drückenden Mid-Tempo wissen diese Burschen zu überzeugen und rasen phasenweise regelrecht über den Hörer hinweg.
Durch die räudige, zumeist mehr als nur dezent an John Connely (NUCLEAR ASSAULT), mitunter aber auch an Punk-Helden der alten Generation erinnernde Stimme von „Superstar Joey Severance“ erhält die Melange auch noch ein deftige Portion Punk-Attitüde die perfekt zum Erscheinungsbild passt und klar macht, dass diese Burschen ihren Namen nicht nur völlig bewusst gewählt haben, sondern auch absolut berechtigt tragen!
Zu diesem Album muss nämlich geradezu eine „Unwetterwarnung“ verlautet werden, wobei sich diese aber keineswegs auf den Raum „Amsterdam(n) bis Hel(l)sinki“ beschränken wird, sondern sich über die gesamte schwermetallische Erdkugel ausbreiten wird!
Der Walter und ich scheinen immer unterschiedliche Platten dergleichen Band und des gleichen Titels zu hören. Denn die „Amsterdamn Helsinki“ von TORNADO, die ich kenne, ist ein richtig schlechter Abklatsch von Thrash Metal