Wenn sich eine Band nach dem KREATOR-Vorläufer benennt, dürfte klar sein wohin die Reise geht. Die aus Guben stammende Formation TORMENTOR ist 2006 von dem damals zwölf Jahre alten Max Seipke gegründet worden und legt mit “Violent World” nun ihr Debütalbum vor. Man kann es sich fast denken. Überall wo Mille draufsteht, ist auch Mille drin. Und das ist nicht einmal übertrieben.
Nicht nur, dass die Jungs sich überdeutlich an den “Pleasure To Kill”, “Terrible Certainty” und “Extreme Aggression” orientieren. Sänger Max klingt auch noch wie ein junger, extrem angepisster Mille. Das ist im Fall von TORMENTOR Fluch und Segen zugleich. Auf der einen Seite muss man der Band Respekt zollen, dass sie schon in so jungen Jahren ein spielerisch so hohes Niveau an den Tag legt. Auf der anderen Seite fehlt die Eigenständigkeit fast völlig. In Bezug auf TORMENTOR ist das extrem schade, denn Songs wie “Black Area”, “Speaks Your Testament” oder “Feed The Aggression” knallen ordentlich und würden die Platte, wenn die KREATOR-Einflüsse dezenter eingesetzt worden wären, sicherlich auf ein anderes Niveau heben. Zumal die Band auch ziemlich viel in ihren Songs passieren lässt. Abgesehen von einigen Holprigkeiten geben TORMENTOR auf “Violent World” richtig Gas und erzeugen Druck wie die alten Hasen, wofür man seinen Hut ziehen muss. Die Riffs sitzen und auch im Bereich Songwriting ist das Potential der Band zu erkennen. Gleiches gilt für die Produktion, die schön old-schoolig gehalten ist, so dass traditionelle Thrasher nicht vor den Kopf gestoßen werden. Dass hier keine höhere Wertung herausspringt, liegt aber daran, dass sich die Band mit ihrer (zu) offensichtlichen KREATOR-Affinität selbst ein Bein gestellt hat.
Im Rahmen des Thrash-Metal-Revivals könnten TORMENTOR durchaus Aufmerksamkeit erregen. Um aber nachhaltig zu werden, muss die Band ihre eigene Identität finden. Das Potential ist zweifelsohne vorhanden und ich traue den Jungs das auch durchaus zu. Nur, wenn ich Mille hören will, lege ich KREATOR auch auf. Jungs, wenn ihr euer Können mit Eigenständigkeit vermischt, gebe ich nächstes Mal gerne acht oder neun Punkte. Momentan ist “Violent World” aufgrund der oben genannten Argumente aber leider nur Mittelmaß.
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