Torfrock - Die Beinharte Bagaluten-Wiehnacht

Review

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Überall in deutschen Landen hat man seine eigenen Traditionen. Zu einer norddeutschen Tradition dürfte die Torfrock’sche ‚Bagaluten-Wiehnacht‘ gereift sein. Seit gut einem Jahrzehnt gibt es dieses Weihnachts-Tourprogramm und es erfreut sich (wie man sich auf dieser DVD überzeugen kann) großer Beliebtheit. Zum 25-jährigen Bestehen der Band und pünktlich zu Weihnachten wird nun die Liveaufnahme eines letztjährigen Konzertes in Hamburg (ebenfalls im Rahmen der Bagaluten-Wiehnacht) auf CD, VHS und DVD veröffentlicht. Die Feierlaune der 6000 Konzertbesucher ist mir als erstes aufgefallen. So eine ausgelassene Stimmung findet man sonst nur in Gospelgemeinden oder Tupperpartys vor. Und so bin ich erstmal ergriffen vom imposanten Anblick einer komplett ausverkauften Hamburger Sporthalle. Und da tauchen sie schon auf der Bühne auf, die Nordlichter von Torfrock. Den Sänger Klaus Büchner erkennt man bereits an seinem tappsigen Auftreten. Unverkennbar auch seine Stimme, die zwangsläufig die Werner-Hymne „Beinhart“ oder gar „…an der Nordseeküste“ ins Gedächnis ruft. Der krasse Gegenpol zu ihm ist Gitarrist Raymond Voß: ein korpulentes Rauhbein im Trucker-Look ausgestattet mit einer Reibeisenstimme die selbst Joe Cocker oder Roger Chapman beeindrucken könnte. Zu Beginn trägt Klaus erstmal ein Weihnachtsgedicht vor: „Der Weihnachtsmann, damit ihr’s wisst, ist nicht so was Besonderes; Rot-weiss die Mütze, Jacke, Hose – so leuchtet jede Coladose.“ Ich weiß nicht ob dies nun lustig, unfreiwillig komisch oder schlichtweg infantil ist. Wie dem auch sei, das Liedgut Torfrocks lässt ebenfalls nicht allzuviel Tiefgang erhoffen, aber darum geht’s ja auch nicht. Doch worum geht’s denn nu genau? Es ist schwierig zu ergründen, welche Faszination von dieser Band ausgehen muß, daß 6000 Leute sich in Wikinger-Montur werfen und euphorisch mit „Odiiiiiiiiin!“-Rufen die gesamte Halle zum Beben bringen. Die Antwort liegt mir zum Zeitpunkt des Anschauens nicht auf der Zunge und genau DAS ist des Rätsels-Lösung: Bier. Die umherfliegenden Becher lassen nur erahnen, in welch rauhen Mengen Gebrautes konsumiert wurde. Nicht umsonst ist eine renommierte Biermarke Sponsor dieses Spektakels. Nüchtern betrachtet ist Torfrock’s Songliste gespickt mit Material, welches im nüchternen Zustand kaum zu Begeisterungsanfällen führen kann. Musikalisch oftmals so flach wie das Wattenmeer. Und dennoch kann man sich die urig-daherrockenden Nummern reinziehen ohne Kopfschmerzen zu bekommen, man muß nur sein Gehirn ausschalten und sich den Freuden kühlen Pilsgenusses hingeben. Dann weiß man auch zu schätzen, daß Frontmann Klaus von seiner Band begleitet 2 Stunden lang unter einer Nikolaus-Mütze alles gibt um die wahnsinng gute Stimmung des Publikums bis auf den Siedepunkt zu bringen.

26.11.2002

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