Torchure - Beyond The Veil

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

TORCHURE aus Niedersachsen gab es mit Unterbrechung von 1985 bis 1994. Mit ihrem Debüt „Beyond The Veil“ konnten die Uelzener nicht nur jede Menge verdiente Lorbeeren einheimsen, sondern auch die eine oder andere Tour mit namhaften Bands absolvieren. Der Durchbruch schien vorgezeichnet und eigentlich nur eine Frage der Zeit. Doch 1992 schlug das Schicksal gnadenlos zu, als bei einem Autounfall die Bandgründer Thorsten und Andreas Reissdorf verstarben. Zwar erschien ein Jahr später mit neuen Bandmitgliedern das ebenfalls hervorragende Zweitwerk „The Essence“, dennoch lösten sich TORCHURE kurze Zeit später auf. Die Band schenkte dem deutschen Death Metal zwei hervorragende Alben und hätte eigentlich eine große Karriere hinlegen müssen, aber das Schicksal wollte es leider anders.

TORCHURE hörst du einmal, erkennst die dann sofort wieder und möchtest immer mehr davon. Und dabei ist das Ganze eben kein Death Metal von der Stange, sondern vielmehr etwas ganz Besonderes. Die Scheibe ist vom ersten bis zum letzten Ton ein wahres Kleinod und hätte die Band eigentlich aus dem Stand ganz nach oben katapultieren müssen, wenn es damals gerecht zugegangen wäre. Aber wir wissen ja, dass es dies leider oft nicht tut.

TORCHURE mit einem wahren Kleinod

Alleine schon dieser Einstieg mit „The Veil Of Sanity“, so geht ein klassisches Death-Metal-Intro, eines der besten seiner Zunft. Zunächst düster und unheilvoll, dann untermalen Schreie eine erhabene Keyboard-Melodie, einfach nur genial. Und dann taucht man mit „In His Grip“ umgehend ganz tief ein in den ureigenen Death von TORCHURE. Zunächst schwer schleppend, dann auch mal wüst ballernd, aber stets ganz bewusst dem eigenen Pfad folgend, dafür steht diese Band. Passend dazu liefert Martin Matzak seine unverkennbaren ausdrucksstarken Growls ab.

„Abysmal Malevolence“ hingegen prescht schnurstracks geradeaus und zeigt die Band eher von der klassischen Seite. Es gibt permanent Tempovariationen, eingängige Parts wechseln sich mit eher progressiv angehauchten Elementen ab. Und dann kommt das ebenso ungewöhnliche wie geniale „Mortal At Last“. Bis auf ein paar Gesangsparts im Refrain hat dieser Song mit Death Metal aber mal so gar nichts am Hut. Er wird fast ausschließlich von Keyboard und Klargesang getragen, und der Text zeigt dir eindrücklich, was letztlich wirklich vom Leben übrigbleibt. Faszinierend und einzigartig zugleich ist „Mortal At Last“ ein vor allem für die damalige Zeit äußerst mutiges Stück.

„Beyond The Veil“ war und ist äußerst eigenständig und innovativ

Es folgt mit dem elfminütigen „Resort To Mortality“ ein richtiges feines Epos, ein wahrer Brocken vor dem Herrn, quasi das Herzstück der Scheibe. Hier zelebrieren TORCHURE auf herrlich hymnische und dank der Keys sehr atmosphärische Weise Doom Death par excellence. Der Song ebbt auch mal fast völlig ab, kommt anschließend wieder in schleppende Fahrt und kriecht seinem Ende entgegen.

Mit „Genocidal Confessions“ wird anschließend Holz gehackt, und auch das mit jeder Menge Stil. Hier gehen TORCHURE sehr eingängig und relativ straight zu Werke. Ähnliches gilt auch für das ziemlich geradlinige „Apathetic“, es muss ja schließlich nicht immer um die Ecke gedacht werden. „Depressions“ schließlich macht seinem Titel wahrlich alle Ehre. Dieser zähe und düstere Track ist durchaus depressiv angehaucht. Und wieder besticht auch hier der sehr eindringliche und fesselnde Gesang, dieses Merkmal zeichnet die komplette Scheibe aus.

„A Vortex Of Thoughts“ leitet schließlich den abschließenden Titelsong ein, und der hat es nochmal absolut in sich. Dieser Band-Klassiker deckt das gesamte TORCHURE-Spektrum wieder aller bestens ab. Erst Midtempo, dann gibt es Feuer, und das immer so weiter, schön im Wechsel. Dazu kommt dieses ganz eigene Songwriting der Jungs, das erkennt man wirklich sofort. Es geht längst nicht immer schnurgeradeaus, aber stetig vorwärts. Und das Finale ist nochmal zum Niederknien, der Knalleffekt zum Schluss beendet ein wahres Meisterwerk.

Ein Meilenstein deutscher Todeskunst

Dezente Vergleiche mit MORGOTH gab und gibt es natürlich zu recht, aber alles in allem waren TORCHURE immer sehr eigenständig und vor allem innovativ unterwegs. Denn generell ist die hier präsentierte Mischung ebenso einzigartig wie genial.

TORCHURE versteckten in jedem Song jede Menge kleine Besonderheiten, die sich einem je nach Häufigkeit der Rotation mehr oder weniger rasch erschließen. Und die Jungs füllten ihre Songs mit unheimlich viel Leben. Daher eignen die sich sowohl zum nebenbei abbangen als auch zum hochkonzentrierten Genießen mit Kopfhörern.

„Beyond The Veil“ ist ein Klassiker und Meilenstein des deutschen Death Metal, oft verkannt und nicht ausreichend gewürdigt, aber unerlässlich für die Geschichte des Todesbleis in Deutschland. Was hätte aus TORCHURE mal werden können, man darf gar nicht drüber nachdenken.

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06.05.2020

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1 Kommentar zu Torchure - Beyond The Veil

  1. Schraluk sagt:

    In der Classik-Rubrik werden hier in letzter Zeit ja nur Heavy-Weights aufgefahren. Wie lange hatte ich diese Scheibe gar nicht mehr drin bis ich sie hier sah. Früher feierte ich die übelst und erinnerte mich die Band mit sehr vielen geilen Bands zusammen des Öfteren damals u.a. in Hamburg gesehen zu haben. In Erinnerung sind großartige Gigs mit Pestilence, Megace, Secrecy, Incubator, Coroner etc. Also schnell mal bei ‚T‘ in der Vinyl-Wand gekramt und die Platte aufgelegt. Alter. Was für ein Brett. Immer noch. Damals seiner Zeit um Längen voraus und heute auch noch ohne Probleme in den Death Metal Kosmos zu integrieren. Durch einen bitteren Unfall wurde die Karriere der Band leider beendet, sie hätten zu den ganz Grossen werden können. Sehr schade.

    9/10