Torche - Harmonicraft

Review

Ein klein wenig irritiert war ich schon,  als ich das Artwork von „Harmonicraft“ begutachtete, denn mein erster Gedanke war ein Kinderbuch in Händen zu halten. Aber zum Glück ist das Auge ja nur ein „Mitesser“ und das, was das Gehör bei TORCHE empfindet, ist von der kitschigen, kunterbunten Fantasiewelt des Covers meilenweit entfernt.

Das aus dem Süden der USA stammende Quartett zeigt sich musikalisch nämlich mehr als nur „erwachsen“ und kredenzt Klänge, die auf der einen Seite als durchaus zeitgemäß bezeichnet werden können und in Richtung BLACK LABEL SOCIETY oder HIGH ON FIRE tendieren. Auf der anderen Seite offerieren TORCHE aber auch Sounds die knietief in den 70er Jahren verwurzelt sind und im Laufe der letzten Jahrzehnte in den Genres „Doom“ und „Stoner“ Rock Verwendung gefunden haben. Es rockt also amtlich auf diesem Album, darüber hinaus scheint der Vierer aber auch ein Faible für antiken Progressive/ Space-Rock (vor allem die instrumentale Titelnummer lässt an KING CRIMSON auf `nem HAWKWIND-Trip denken) zu haben, wie man sich auch dem Frühwerk von BLACK SABBATH (exklusive dem okkulten Anstrich) ab und an auf eigenwillige Weise zu nähern versucht und dabei Riffs der Tony Iommi-Schule mit DOWN’scher Massivität kreuzt und diese ganz KYUSS-like in die „Wüste“ schickt. Zuletzt muss ich auch noch die letzten Studioalben von TROUBLE erwähnen, denn an deren Atmosphäre darf man sich durchaus erinnert fühlen, auch wenn die Intensität dieser Gott-Band nicht ganz erreichen kann. Imposant zeigt sich die Truppe aber nicht nur in Sachen instrumentaler Vortrag, denn auch was den Gesang betrifft, wissen TORCHE für Akzente zu sorgen. Nicht, dass Gitarrist Steve Brooks, der auch den Gesang übernimmt, ein übermäßig begnadeter Barde vor dem Herrn wäre, doch der Kerl verfügt über ein dermaßen „penetrant“ anklagendes Organ, dass man ihm einfach jede Silbe abkauft. An Steve ist definitiv ein Rattenfänger der Neuzeit verloren gegangen!

Kurzum: Lasst Euch von der kitschigen Optik nicht abhalten, schließt die Augen und taucht ein in diese überaus gelungene Scheibe, die obendrein von der Band selbst sowie von Kurt Ballou (Mix) mit einem ungemein fetten Sound ausgestattet wurde und den Esprit der 70er Jahre locker-lässig in die Gegenwart zu transferieren versteht.

25.04.2012
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