Anfang letzten Jahres erfreute sich der geschätzte Kollege bei TOOTHGRINDER noch an „Klang gewordenem Kontrollverlust der härteren Sorte“, sprach gar von „fliegenden Zähnen“. Mit etwas mehr Konsequenz auf Albumlänge hätte die Highschool-Truppe damals sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen können.
Einige Totalausfälle gibt es zu beklagen
Was soll man sagen, „Phantom Amour“, das neue Album der New-Jersey-Combo, steht für nicht mehr viel davon. Der Hardcore und der Metal sind über weite Strecken einer wesentlich gediegeneren Mischung aus Post-Hardcore, Nu Metal und deutlichen Einschlägen aus Southern und Classic Rock gewichen. Einzig ein Song wie „Pietà“ zeugt vielleicht noch von der einstmaligen Fähigkeit zur Räudigkeit. Darüber hinaus verbleiben nur noch die nach wie vor in gewisser Regelmäßigkeit eingesetzten Schreie als Relikt der musikalischen Ausrichtung des Erstlings.
Das durchschnittliche Tempo der Albumsongs haben TOOTHGRINDER merklich heruntergefahren. Dazu überraschen sie mit lupenreinen („Phantom Amour“) und Nu-Metal-artigen Rap-Parts, die an LINKIN PARK vor der Wende zum seelenlosen Pop erinnern („Let It Ride“). Mit „Jubilee“ gibt es dazu noch eine akustische Belanglosigkeit zum Nachdenken, die hervorragend einen aufmunternden J.D.-Schlussmonolog bei „Scrubs“ untermalen könnte. Inklusive Banjo-Gezupfe á la MUMFORD & SONS. Nein, es muss nicht immer hart sein. Das hier ist aber ist entweder Airplay-Anbiederung oder akute Songwriting-Amnesie.
TOOTHGRINDER arbeiten noch an ihrer Metamorphose
Dabei zeigen TOOTHGRINDER ja zwischendurch auch, dass sie es besser können. „Paris“ verbindet wie „Facing East From A Western Shore“ gekonnt Hymnisches und Hartes. Auch die generelle, knackig-groovige Ausrichtung steht so einigen der Songs äußerst gut zu Gesicht. In den stärker an den Hardcore als an den klassischen Rock angelehnten Momenten können die trocken-fuzzigen BLACK-KEYS-Gitarren allerdings auch etwas irritieren, man höre nur „Vagabond“.
Mit „Phantom Amour“ gehen TOOTHGRINDER einen durchaus mutigen Schritt, der sie weit von ihren Metalcore-Wurzeln entfernt. In manchen Momenten übertreiben sie es dabei, an anderer Stelle schimmert jedoch eine spannende Entwicklung in eine Richtung durch, die moderne Elemente mit traditionellem Hard Rock verbindet.
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