Toothgrinder - Nocturnal Masquerade

Review

Bei TOOTHGRINDER werden entgegen des Bandnamens weniger Zähne geschliffen, eher fliegen sie im hohen Bogen durch die Gegend. Was die US-Amerikaner hier auf ihrem Full-Length-Debüt „Nocturnal Masquerade“ abfeiern, ist ein Klang gewordener Kontrollverlust der härteren Sorte. Die Platte rotiert keine sieben Sekunden in der Anlage, da fliegt einem auch schon das eröffnende „House (That Fear Built)“ mit manischem Gebrüll, hektischem Riff-Gefuchtel und Hochgeschwindigkeitsgeknüppel um die Ohren, nur um sich dann als brutal groovende Midtempo-Abrissbirne zu offenbaren.

Das folgende „Lace & Anchor“ setzt mit seiner durch den triolischen Rhythmus verstärkten Heaviness nach und lässt dem Hörer kaum Luft zum Atmen. Geil, endlich gibt’s mal wieder eine ordentliche Schädelspalterei zum Mitkämpfen. Und das beste: Fernab des Gemetzels gibt es immer wieder zum Teil extrem gewitzte Verzierungen der Gitarre zu bestaunen, die sich Klampfer Jason Goss bei all dem Chaos beiläufig aus dem Ärmel zu schütteln scheint.

Das fetzt ordentlich, zumindest, bis „I Lie In Rain“ plötzlich die Handbremse anzieht und TOOTHGRINDER in (vergleichsweise) balladeske Gefilde abtauchen. Wenn man das drauf hat, dann will ja auch keiner etwas gesagt haben, aber warum nehmen sich TOOTHGRINDER hier selbst den Wind aus den Segeln, zumal der Song noch nicht mal wirklich viel kann, abgesehen von den schön gegeneinander laufenden Vocal-Arrangements im Refrain?

Zwar fängt sich „Nocturnal Masquerade“ nach diesem Durchhänger wieder ein bisschen, „The Hour Angle“ – welches im übrigen schon auf der vorangegangenen EP „Schizophrenic Jubilee“ erschienen ist – kehrt zwischenzeitlich sogar kurz zum anfänglichen Wahnsinn zurück, der Rest der Songs tummelt sich aber leider nur im qualitativen Mittelfeld. Das liegt daran, dass die Band einerseits das Tempo vermehrt aus den Songs herausnimmt, ihnen andererseits immer wieder melodische Passagen mit klarem Gesang aufzwingt – Gesang, der so fad und langweilig wie Analogkäse ist. Hinzu kommen lahme Songs wie „Dance Of Damsels“, die einzelne Licks oder gar ganze Melodien aus vorigen Tracks zu recyclen scheinen und obendrauf mit dem Gesangsproblem zu kämpfen haben. Immerhin taugt der atmosphärische Rausschmeißer „Waltz Of Madmen“ wieder deutlich mehr und beschließt das Album auf mehr als nur versöhnliche Weise.

Schade, dass die Jungs ihren irren Knüppelsound nicht durchgezogen haben, dabei hätten TOOTHGRINDER ja eigentlich nur dort weitermachen müssen, wo sie mit „Coeur d’Alene“ aufgehört haben. So bleibt „Nocturnal Masquerade“ in Ansätzen hochexplosiv, das volle Zerstörungspotential muss aber noch ergründet werden. Dann vielleicht noch etwas extremer, wenn ich bitten darf! Denn wenn TOOTHGRINDER dann doch mal beherzt zuschlagen, dann klatscht es richtig. Und zwar keinen Beifall.

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22.01.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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