Tony Naima & The Bitters - Dismember
Review
Ein Experiment der besonderen Sorte wagt der schwedische Singer und Songwriter Tony Naima. Wie der Name erahnen lässt, enthält „Dismember“ zehn Adaptionen von Songs der Schwedentod-Götter aus Stockholm. Die Idee entstand auf deren Release-Party zum letzten Output „The God That Never Was“, als Tony auf Anfrage zwei Cover zum Besten gab. Diese kamen so gut an, dass man kurzerhand beschloss dieser Idee ein ganzes Album zu widmen, welches nun via Regain Records vorliegt.
Wer jetzt aber an eine Verballhornung der Sorte MAMBO KURT oder Konsorten denkt, befindet sich auf dem Holzweg. Tony Naima entfremdet die Songs zwar, er zieht sie zu keinem Zeitpunkt ins Lächerliche. Vergleichbar mit TORI AMOS’ „Raining Blood“ Cover haucht er den Songs neues Leben ein. Er zollt DISMEMBER auf eine sehr ungewöhnliche und definitiv einzigartige Art und Weise Tribut.
Ein Lächeln kam man sich bei den ersten Durchläufen nicht verkneifen, wenn Tony mit sanfter Stimme „Let The Napalm Rain“ intoniert, Textzeilen wie „Death Is All Around Me…“ besitzen aus seinem Mund ein fast erotische Wirkung.
Auch musikalisch haben Tonys Adaptionen soviel mit dem Originalen zu tun, wie der HSV mit erfolgreichem Fußball: nämlich rein gar nichts!
Um in der Death Metal Sprache zu bleiben: Tony Naima zerstückelt auf „Dismember“ die Songs bis zur Unkenntlichkeit!
Und ist es nicht genau das, was eine gute Coverversion ausmacht? Wer braucht schon Coverversionen, die sich kaum von Original unterscheiden? Niemand!
Aber wir brauchen eine Adaption von „Crime Divine“ im Polka-Gewand. „Of Fire“ kommt im lässigen Tarantino-Style daher und kann mit einem Hammond-Solo punkten, „In Deaths Cold Embrace“ ist bluesig angehaucht und wird im Refrain mit Bläsern unterlegt. „Dreaming In Red“ ist eine düster-traurige Ballade, die hinsichtlich des Gesang leicht an JOHNNY CASH erinnert, ebenso wie „I Saw Them Die“, das durch die Cello-Begleitung einen Hauch NICK CAVE atmet. Der letztgenannte Song ist in drei Versionen vertreten, neben der beschriebenen gibt es den Song als Intro und als bluesigen Western-Kracher. Auch „Where The Ironcrosses Grow“ gibt es in zweifacher Ausfertigung: Einmal als Country-Song, der mich v.a. im Refrain an JOHN DENVER erinnert, und einmal als Hidden Track im elektronischen Beat-Gewand.
Was hier lustig klingen mag, ist es beim ersten Hören auch, aber hier steckt mehr dahinter.
Zusammen mit DISMEMBER hat TONY NAIMA mit seiner Band, den BITTERS sieben Death Metal Klassiker mit viel Liebe zum Detail und zur Musik neu interpretiert. Um Missverständnissen vorzubeugen: DISMEMBER arbeiteten lediglich an der Ausarbeitung mit, weitere Infos zur Entstehung der Scheibe lest Ihr in Kürze auf dieser Seite, der Bandboss stellte sich tapfer meinen Fragen.
Das Fazit fällt knapp aus: Kurzweilige und einzigartige Coverscheibe! Unbedingt anchecken!