Man sagt ja gerne, dass es heutzutage keine neue Musik mehr geben kann, da es jede Idee, jedes Riff und jede Melodie irgendwie irgendwo schon einmal gegeben hat. Ja, das mag vielleicht stimmen, aber dennoch existieren Bands und Projekte, die noch bemüht sind, eine ganz eigene Note zu kreieren. Oft gestaltet es sich so, dass besagte Musiker verschiedene Einflüsse unterschiedlichster Art kombinieren und so neue Ansätze gestalten. Gerade der Black Metal der letzten zehn Jahre hat viele großartige Bands hervorgebracht, die neue Ideen und neue Impulse in ein eigentlich bis dato eher konservativ ausgerichtetes Genre gebracht haben. Die 2012 gegründeten TONGUES aus Dänemark sehen sich in dieser Tradition und veröffentlichen nun nach einer EP von 2014 die erste Platte mit dem Titel „Hreilia“.
Weniger wäre hier deutlich mehr gewesen
Die musikalische Ausrichtung der insgesamt sieben Lieder (davon ein kurzes Interlude) lässt sich grob als Mischung aus Death/Doom Metal auf der einen Seite gepaart mit Black Metal à la MAYHEM auf der anderen Seite beschreiben. Diese Kombination bildet die Basis des Albums. Jedoch reicht dies den Dänen nicht aus und so findet man auf der ganzen Platte zahlreiche weitere Einflüsse. So schreckt man beispielsweise in „Theophagous Wounds Of Earth“ nicht vor disharmonischen und chaotischen Elementen zurück. Diese drücken sich in den sehr wirren und teilweise sehr abrupt Tempowechseln aus. Dem gegenüber steht dann wiederum ein eher monotoner Song („…And The Ever Watchful Clouds“). Reicht noch nicht? Kein Problem: In „Acumen Numinous“ wagt man sich an progressive Klänge, längeren, instrumentalen Parts und zu guter Letzt auch chorähnlichen Gesang. Und auch vor einem Ambient-Stück (Titeltrack) schreckt man am Ende nicht zurück.
TONGUES haben zu viel Kopf, zu wenig Herz
Ich will nicht zu hart ins Gericht gehen mit den jungen Dänen. Die Ansätze sind auf jeden Fall da und auch instrumental ist alles im grünen Bereich. Stellenweise gefällt auch, was TONGUES hier machen. Aber wirklich durchgängig gut und überzeugend ist kein einziges Lied. Es passiert oft einfach zu viel. Klar, man ist um eine eigene Note und um Abwechslung bemüht und das Trio zeigt wunderbar wie ideenreich sie sind. So nehmen sie die künstlerische Seite von Musik wahr, vergessen dabei aber leider die Seele und die Emotionen, die doch eigentlich erst das Salz in der musikalischen Suppe sind. So leiden die Songs deutlich unter diesem Ansatz des Musikmachens. Weniger Kopf, mehr Bauchgefühl und Herz hätten der ganzen Platte gutgetan. Trotz des vorhandenen Talents und dem Bemühen, was ich TONGUES auf gar keinen Fall absprechen will, ist „Hreilia“ am Ende aus meiner Sicht leider kein gutes Album geworden.
Hört sich doch ganz gut an. Mal näher mit beschäftigen. Glaub, das ist eine Platte, die mit der Zeit wachsen kann (und vermutlich auch wird).
Ganz so schlimm finde ich die Platte jetzt auch nicht. Dennoch kann ich den kompletten roten Faden noch nicht entdecken.
Daher (erstmal) vorsichtige 6 Punkte.
Klingt doch ganz gut.