Tomorrow's Rain - Hollow

Review

Soundcheck September 2020# 12

Wenn eine Band – auch wenn ihre Wurzeln unter dem Namen MOONSKIN bis in das Jahr 2002 zurück reichen – bereits für ihr Debüt-Album die Unterstützung eines bekannten Labels hat, dann ist das schon ein Glücksfall. Wenn dann aber für den offiziellen Einstand, wie im Falle von TOMORROW’S RAIN aus Tel Aviv, direkt das komplette Who-Is-Who der Doom- bzw. Gothic-Metal-Szene für Gastbeiträge rekrutiert werden kann, ist das wirklich ziemlich bemerkenswert. Grund genug zu prüfen, ob „Hollow“ nicht nur mit Namedropping punkten kann, sondern auch spannende Songs parat hat.

TOMORROW’S RAIN – Namedropping galore

Mit „Trees“ einen Opener zu wählen, der erst einmal ohne Gastmusiker auskommt, ist sicher eine gute Wahl. So können TOMORROW’S RAIN nämlich direkt zeigen, dass sie einiges drauf haben. Der Song ist letztlich eine gelungene Blaupause des Death Doom, wobei in der ersten Hälfte sogar Parallelen zu aktuellen KATATONIA gezogen werden. Spätestens im epischen Finale der Nummer stellt sich die erste Gänsehaut ein und Fronter Yishai Sweartz beweist, dass er ein amtlicher Growler ist.

In Song Nummer zwei geht es dann los mit den großen Namen. Aaron Stainthorpe (MY DYING BRIDE) veredelt „Fear“ mit seiner Stimme, was grundsätzlich auch eine gute Idee ist. Nicht nur klingt die Nummer ohnehin in nicht wenigen Momenten nach den Doom-Pionieren, vielmehr kann Sweartz in Sachen Klargesang auch durchaus ein wenig Unterstützung gebrauchen. Das zeigt sich besonders in der teilweise mehr als wackeligen Performance in „A Year I Would Like To Forget“.

Natürlich geht es auch im weiteren Verlauf weiter mit den großen Namen: Greg Mackintosh (PARADISE LOST), Sakis Tolis (ROTTING CHRIST), Kobi Farhi (ORPHANED LAND), Fernando Ribeiro (MOONSPELL), Mikko Kotamäki (SWALLOW THE SUN) und Anders Jacobsson (DRACONIAN) sind unter anderem dabei und damit ist die Liste noch nicht einmal vollständig. Etwas schade ist allerdings, dass dadurch die wirklich gute Arbeit, die vor allem das Gitarrenduo Raffael Mor und Yoni Biton abliefert, fast ein wenig in den Hintergrund tritt.

Songs wie „In The Corner Of A Dead End Street“ oder auch das nicht minder epische „Misery Rain“ sollten dabei nicht nur Death-Doom-Fanatiker glücklich machen, sondern sind auch für alle Freunde des epischeren Zeitlupen-Metals und Gothic-Anhänger interessant. TOMORROW‘S RAIN setzen trotz starkem Einsatz von Keyboard und Piano eher auf Atmosphäre als auf Eingängigkeit und schaffen es meistens knapp am Kitsch vorbei zu schrammen. Die einzige Ausnahme bildet hier die schmalzige und einfach unnötige Coverversion des NICK CAVE-Hits „The Weeping Song“, für den gleich drei Gast-Stimmen definitiv zu viel des Guten sind.

Ein mehr als solides Debüt – „Hollow“

Mit „Hollow“ liefern TOMORROW’S RAIN ohne Frage ein mehr als solides Debüt-Album ab. Das Songwriting ist erstaunlich fokussiert, was sicherlich auch daran liegt, dass die beteiligten Musiker allesamt keine Anfänger sind. Lediglich der Klargesang von Yishai Sweartz ist mindestens gewöhnungsbedürftig, der Band wäre vermutlich mehr damit geholfen, wenn er sich auf seine wirklich eindrucksvollen Growls und stimmungsvolles Flüstern beschränken würde.

Zum etwas übertriebenen Einsatz von Gastmusikern kann man stehen, wie man will. Das Album hätte vermutlich auch ohne sie einiges her gemacht. Sieht man mal von dem Ausrutscher mit „The Weeping Song“ ab, ist „Hollow“ definitiv ein gelungener Einstand, der seine Fans finden wird und noch gut Luft nach oben lässt.

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04.09.2020

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3 Kommentare zu Tomorrow's Rain - Hollow

  1. Nolux sagt:

    Kleine Anmerkung an den Autor, Die Band gibt es seit 2002, nicht erst seit zwei Jahren. Und Sänger Sweart hat großen Einfluss in der israelischen Metallandschaft. Aber grundsätzlich gebe ich der Einschätzung recht.

    1. Mirko Pidde sagt:

      Vielen Dank für Deinen Hinweis, Nolux! Es ist gar nicht so leicht zu der Band etwas zu finden. Konnte Deine Angaben aber verifizieren und habe den Text angepasst.

  2. Schraluk sagt:

    Boah. Ist das schlecht und langweilig. Habe definitiv schon immer ne Schwäche für Gothic, Dark Rock, Düster-Metal whatever gehabt, von Daylight Days, über Lacrimas Profundere, Type O bis End Of Green und Beastmilk. Aber das hier? Das ist einfach nur schlechter, pathetischer, beschissen produziertet und altbackener Mist. Ohne auch nur eine einzige Überraschung, Wendung oder herausstechenden Parts. Irgendein Mag, keine Ahnung ob Legacy oder DF, hat neulich mal ne lange Story zu denen gebracht und das ‚Main-Mind‘ ging mir da schon mit seiner aufgesetzten Art so dermaßen auf den Sack, dass ich da schon hätte nicht mehr ins Album hören sollen. Hab ich dann doch. Zwei Punkte, weil Bonfire noch schlechter waren damals.

    2/10