TOMORROW’S EVE sind hundsgemein. So. Nun ist es raus. Ganze zehn Jahre lassen sie sich für den Nachfolger des starken “Tales From Serpentia” Zeit. In der heutigen Zeit ein Unding. Mal abgesehen davon, dass man als Fan die vorherigen CDs schon fast durchsichtig gehört hat, sind zehn Jahre in einem Business, dass in der Regel schnell vergisst, eben schon lang. Egal, mit “Mirror Of Creation III – Project Ikarus” kommen die Rheinland-Pfälzer mächtig zurück.
Tinnitus durch Tritonus
Musikalisch, oder besser gesagt: stilistisch, hat sich bei TOMORROW’S EVE nichts geändert. Progressive Metal heißt das weite Feld, in welchem sich Rainer Grund (Gitarre – cb) und seine Jungs sich in den knapp 69 Minuten von “Mirror Of Creation III – Project Ikarus” bewegen. Dabei haben sie heuer echt schwere Kost abgeliefert. Nach wenigen, aber für die Band typischen Klavierakkorden bricht eine Urgewalt in Form des Openers “Welcome To The Show” über den Hörer herein und will so gar nicht in den Gehörgängen verweilen. Das liegt zum Großteil an den gespielten Tritonus-Akkorden, die dem Hörer schon in den ersten Sekunden alles abverlangen. Wer sich durch die Soundwand gekämpft hat, erkennt dann aber eine für die Band typische Melodieführung, bei der Sänger Martin LeMar (u.a. MEKONG DELTA) wieder einmal seine Klasse unter Beweis stellt. Das folgende “Morpheus” geht in eine ähnliche Richtung. Auch hier wird viel mit untypischen Akkorden gearbeitet und der Refrain geht nicht wirklich beim ersten Mal ins Ohr.
Musikalische Verschnaufpausen
Das zieht sich, mit Ausnahmen, quasi über die komplette Albumdistanz. TOMORROW’S EVE fordern ihre Hörer mit “Mirror Of Creeation III – Project Ikarus” gewaltig, offenbaren dabei musikalische Klasse, die abermals locker mit der internationalen Konkurrenz mithalten kann und positionieren sich ganz leger in Nähe der Prog-Metal Throns. Natürlich wissen auch die Rheinland-Pfälzer, dass es keinen Sinn macht unhörbare Musik zu veröffentlichen, und so bekommt man nicht ausschließlich das Prog-Brett vor den Kopf. TOMORROW’S EVE sind lange genug im Geschäft, um zu wissen, was man wann machen kann und wann der Hörer eine Pause braucht. So kommt man dann auch in den Genuss eher ruhigerer Songs wie “Dream Within A Dream” oder auch “Gods Among Each Other”, die sich als starker Gegenpart zu den eher wie oben beschriebenen Stücken erweisen. Man kann “Mirror Of Creation III – Project Ikarus” dadurch nicht vorwerfen keine Melodien zu haben. Ganz im Gegenteil. Martin LeMar dirigiert die Songs mit seiner Stimme, emotional immer zu den einzelnen Songs passend, ohne dabei kitschig oder dergleichen zu klingen. Das rundet das Album zusätzlich und gekonnt ab.
Welcome back…
Viel besser kann man Progressive Metal eigentlich nicht spielen. Wer sich dem Genre verbunden fühlt, wird auf “Mirror Of Creation III – Project Ikarus” alles finden, was das Prog-Herz begehrt. Starkes Notenschach in Verbindung mit griffigen Melodien, die zwar ihre Zeit brauchen, bis sie zünden, dann aber umso mehr für Freude sorgen. So ist “Mirror Of Creation III – Project Ikarus” ein mehr als gelungenes Comeback geworden.
Kommentare
Sag Deine Meinung!