Tommy Bolin & Friends - Great Gypsy Soul

Review

Es ist müßig, darüber zu diskutieren, wie bekannt der seinerzeit als junger, hungriger Musiker zu DEEP PURPLE gestoßene Amerikaner hätte werden können. Denn das Schicksal – selbstverständlich aber auch sein Lebenswandel – beendeten die Karriere des Gitarristen ebenso schnell, wie diese begonnen hatte. Zwar ist seit jenem Tag, dem 4. Dezember 1976 noch immer nicht wirklich bestätigt, ob denn nun tatsächlich Drogen in Verbindung mit Alkohol seinen Tod verursacht haben, doch das ist im Endeffekt irrelevant, Tatsache ist viel mehr, dass die Rock-Welt an jenem Tag einen überaus talentierten Mann verloren hat, dem dieser Tage auf überaus imposante Weise erneut gedacht wird.

Wer sich schon in früherer Zeit mit seinen Werken (Bolin war u.a. bei Billy Cobham engagiert und konnte sich durch sein Spiel in der JAMES GANG einen Namen in der Musikwelt erspielen) beschäftigt hat, wird wissen, dass er einen völlig anderen musikalischen Hintergrund wie auch eine differenziertere Herangehensweise an das Komponieren hatte, als sein übermächtiger Vorgänger bei DEEP PURPLE und von daher auch von Anfang an keineswegs erpicht darauf war, Ritchie Blackmore auch nur andeutungsweise nachzueifern.

Viel eher verabreichte er zusammen mit seinen damaligen „Partnern In Crime“ Glenn Hughes (in diesem Zusammenhang sei auf die aktuelle Autobiographie von Glenn hingewiesen, in der dessen Freundschaft und Kooperation mit Tommy detailliert wie informativ beschrieben ist) und David Coverdale PURPLE jede Menge frisches Blut, aber auch eine mehr als nur dezente Funk-Schlagseite, die das seinerzeit leider einziger Album in dieser Besetzung „Come Taste The Band“ nachhaltig prägen konnte. Glenn Hughes ist daher logischerweise auch einer jener Musiker, die sich an der aktuellen Form der Nachlassverwaltung mit dem Titel „Great Gypsy Soul“ beteiligten. Doch der Großmeister des funkigen Hardrocks ist selbstredend nicht der einzige prominente Name, der sein Scherflein zum Gelingen dieses Albums beigetragen hat.

Mit Myles Kennedy (ALTER BRIDGE, SLASH), Warren Hayes (GOV’T MULE, ALLMAN BROTHERS und zudem als Produzent in die Chose involviert) und Joe Bonnamassa (BLACK COUNTRY COMMUNION) sind auch einige – im direkten Vergleich – Jungspunde mit von der Partie gewesen, dennoch geht ein Großteil auf die Kappe „alter Recken“, die das Werk Bolins zur Vollendung brachten. Neben Brad Whitford (AEROSMITH), Steve Lukather (TOTO) und Peter Frampton, gab sich auch sein späterer „Nachfolger“ bei DEEP PURPLE Steve Morse ein Stelldichein, wobei die Heransgehensweise an die Arbeiten zu diesem Album eine ganz besondere war.

Es galt nämlich Tracks aus unterschiedlichen Phasen von BOLIN auf der einen Seite zu remixen und soundtechnisch in die Gegenwart zu transferieren, dem Schöpfer dabei gebührend Tribut zu zollen, aber auch – je nach Geschmack und künstlerischer Auffassung – den Kompositionen eine eigene Note zu verabreichen und dennoch die eigentliche Atmosphäre der Nummern nicht zu sehr zu verändern. Doch dieses durchaus komplizierte Unterfangen ist den involvierten Künstlern und Musiker mit Bravour gelungen, weshalb man als Classic Rock-Freund hier einfach nicht vorbei kommt! Dennoch und bei allem Respekt diesen Künstlern gegenüber, Ehre gebührt für diese Schmuckstücke dennoch ihrem Schöpfer: Thank You For The Music, Tommy!

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11.06.2012

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