Na, da stiehl doch wer das Feigen-, ähh Ahornblatt und klaue den Sirup diesen Kanadiern. Die sind äußerst fleißig: Als blutjunge Truppe haben TOMB MOLD seit Gründung 2016 jährlich (!) Jahr neues Material auf Scheiblette gepresst. Mittlerweile ist man beim für Doom und Death Metal zuständigen Label 20 Buck Spin aus dem Nachbarland USA ansässig.
Old-School Death Metal nach skandinavischem Vorbild steht auf der Tagesordnung: Sowohl der schwedische Sägesound als auch der allgemein komischere, leicht daneben stehende finnische Bruder haben ihren Eindruck hinterlassen. Gerade das Zweitwerk „Manor of Infinite Forms“ hat vergangenes Jahr im Untergrund wie eine Bombe eingeschlagen – bei uns überzeugte es Kollege Gieseler nicht ganz so. Wie stellt sich nun „Planetary Clairvoyance“ an?
TOMB MOLD – bekannte schwedisch/finnische Hausmannskost bei den kanadischen Pilzen
Im Grunde genommen darf man auch hier keine großen Innovationen erwarten, es gibt nur kleinere Änderungen im Sound bei TOMB MOLD, die beinahe gar nicht auffallen. Das Chaos, die Aggression der Truppe, die DEMILICH, FUNEBRARUM und Konsorten wohl schon mit dem Frühstück aufnehmen, ist etwas kontrollierter geworden, der Sound weniger dreckig und ein wenig klarer.
Abwechslung in Form von hervorblitzenden Leads oder auch Synthesizer-unterstützte Zwischenspiele und clean gespielte Gitarren („Phosphorene Ultimate“) haben sich mittlerweile ebenfalls in die Musik der Kanadier integriert. Ansonsten bleibt alles bei der alten Devise: Drauf, und immer feste! Bis der Eiter aus der Wunde tropft. Das ist nichts neues, wird aber von TOMB MOLD mit Willen und Spaß an der Sache an gegangen. Sie stechen somit zwar nicht heraus aus dem mittlerweile unendlichen Dschungel an alten und neuen Bands im Genre – sind qualitativ aber auch nicht unbedingt schlechter unterwegs als der große Rest.
„Planetary Clairoyance“ ist routiniert, lässt aber Alleinstellungsmerkmale vermissen
Schon Opener „Beg for Life“ verbindet gut Groove und streckenweise D-Beat mit schlurfendem und modrigem Riffing. TOMB MOLD bauen aber auch atmosphärische Breaks mit Akustikklampfe ein oder platzieren unheilvolle Leads im Outro – und die über 6 Minuten langweilen nicht. Der nachfolgende Titeltrack bleibt traditionell bei den Stärken der Band und des Genres. Es bleibt somit zumeist beim Schädel rasieren.
Auch „Infinite Resurrection“ und „Cerulean Salvation“ sind gefällig. Allerdings wünscht man sich doch lieber das spannende und unerwartete Songwriting wie vom Opener „Beg for Life“ zu hören – anstatt dem x-ten Todesaufguss in der finnisch/schwedischen Höllensauna. „Accelerative Phenomenae“ lässt immerhin mit ein paar Harmonien und einem Solo nochmal aufhorchen.
Solider Todesstahl ist das Material auf „Planetary Clairvoyance allemal, aber Alleinstellungsmerkmale und ein wenig eingängigeres und noch besser hängenbleibendes Songwriting wünscht man sich doch noch dazu. Denn schlechte Musiker sind TOMB MOLD sicherlich nicht, den Exoten- und Untergrundbonus gibt es auch… nun liegt es an den Jungs, daraus in Zukunft großes zu machen. Das Potential ist da.
Es ist grandios und wird von Hören zu Hören besser und besser.
Sehr gutes Album, schön sumpfig walzend, die Gitarren sägen von verrostet bis messerscharf. So geht grunzender Death 🐗