Tom Morello - The Atlas Underground

Review

Dave Grohl hat es getan, SLASH hat es getan, warum also nicht auch RAGE AGAINST THE MACHINE-Mastermind TOM MORELLO? Der „Nightwatchman“ tauscht dieser Tage die Protest-Folk-Klampfe gegen Elekrifizierte und Effektboardwalk und delegiert die Rufe nach der Revolution einstweilen an jede Menge fremde aber reichweitenstarke Zungen. Angesichts der  eigenen weder technisch versierten noch irgendwie mitreißenden Gesangsleistungen der zurückliegenden Solo-Bemühungen scheint er damit erst einmal ganz gut beraten. Jeder Umsturz braucht schließlich einen Architekten – und was böte mehr revolutionäre Infrastruktur als Gitarrenmusik?

TOM MORELLO macht jetzt Dubstep

Der Baustoff mag dabei zunächst irritieren, erschließt sich jedoch im Kontext einer Zeit, in der sogar der  fatalistische Abschiedsgruß des antifaschistischen „partigiano“ auf rheinland-pfälzischen Abiparty-Floors gesampelt wird. Kurz: TOM MORELLO macht jetzt Dubstep.

Mit einer Gitarre und allem, was man daran so anschließen kann, wohlgemerkt. Dazu mischt er frühen PEPPERS-Funk sowie das eine oder andere Stoner-Riff. Getragen wird das Ganze von perkussiven Beat-Figuren, auf denen sich sogar Killer Mike (RUN THE JEWELS), GZA und RZA (WU-TANG CLAN) wohlfühlen. Da wird plötzlich sogar der Signature-Killswitch etwas an den Rand gedrängt. Es passiert einfach zu viel.

Der Revolutionär zieht die Wut auf sich selbst

Der Überraschungseffekt ebbt dennoch erstaunlich schnell ab und weicht leichter Genervtheit ob eines anstrengenden und irgendwie gar nicht mal so zeitgemäßen Hybriden aus Rock, Rap und Electro. Die qualitative Bandbreite der Songs liegt auf einem Level mit dem weiten musikalischen Spektrum der  geladenen Gäste. Wo beispielsweise Tim McIlrath (RISE AGAINST) mit seinem unverwechselbaren Organ für eine durchaus kurzweilige Disco-Version seiner Hauptband sorgt, beißt sich VIC MENSAs Autotune-Gespitte doch arg mit dem Wah-wah-Pedal des Maestros. Wo „Lucky One“ sich mit gesanglicher Unterstützung von K.FLAY zur garagigen und im Albumkontext durchaus schon konventionellen Rock-Hymne mausert, sorgt der Steroid-BRUNO-MARS-Vibe von „Where It’s At Ain’t What It Is“ schon nach kurzer Zeit für massive Kopfschmerzen. Wo „Roadrunner“ mit LEIKELI47 echte RATM-Gefühle weckt, … you get the point.

„The Atlas Underground“ ist ein Experiment – und für nichts anderes sind Solo-Karrieren da. Aber ein bisschen ärgerlich ist es schon, wenn MORELLO die Delivery der ehrenwerten Clan-Members RZA und GZA mit SKRILLEX-Gedächtnis-Sounds zerhackt. Wut kann der Revolution ja generell ganz zuträglich sein, aber nicht, wenn am Ende nur der Vordenker sie abbekommt. Als Gesamtwerk weist „The Atlas Underground“ keinerlei ästhetische Linie auf und erstickt das Potential der hochkarätigen Gäste leider viel zu oft im Grime ¯\_(ツ)_/¯.

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17.10.2018

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