Toehider - What Kind Of Creature Am I?

Review

WARNUNG! Daron Malakian läuft irgendwo da draußen frei herum. Er ist offenbar vollkommen übergeschnappt, hat den Rest von SYSTEM OF A DOWN rausgeschmissen und macht jetzt Schizophrenie-Prog. So oder so ähnlich versuche ich mir zu erklären, was auf TOEHIDERs „What Kind Of Creature Am I?“ geschieht. Ich war mir wirklich selten so sicher, das Werk eines Verrückten zu hören. Nun, besagter Irrer heißt aber gar nicht Malakian, sondern Michael Mills. Und der hat diesen Prog-Pop-Queen-Songwriting-Spagat mal eben im Alleingang abgesondert, geschweige denn vertont.

Mills besticht auf „What Kind Of Creature Am I?“ nicht mal durch unnötige Komplexität der Riffs, sondern viel mehr durch tatsächliche Abwechslung. Kaum runzelt sich die Progger-Stirnfalte angesichts manch gefälligem Pop-Chorus, schon klatscht einen der Multiinstrumentalist mit schwerem, TOOL’schem Prog-Metal-Riffing zu und packt dann – am Rande der letzten Wahrnehmungsreserven – noch einen mit Mandoline gepaarten Drehorgel-Sound („The Thing With Me“) aus. Über weitere symphonische oder auch a-cappella(!)-lastige Passagen legt der Australier einen Gesangsstil zwischen Ernsthaftigkeit und Satire, mit gelegentlichen Reminiszenzen an Freddie Mercury (gut!) oder Steven Tyler (nicht so gut). Heißt etwa, er singt so aufgedreht, wie DEVIN TOWNSEND durch sein Set moderiert. Happy Prog? Comedy Prog? Who cares.

Bevor die Sicherungen vor lauter Umschreibungen jetzt aber endgültig durchbrennen (keine Sorge, geschieht beim Hören ganz von selbst), kann man TOEHIDER nur wünschen, mit dieser wirklich eklatanten Mischung auch den nötigen Anklang zu finden. Dem durchschnittlichen QUEEN-Hörer („Smash It Out!“ = „Stone Cold Crazy“ 2014) zu proggy, den Proggern dann wohl wieder zu poppig. Zumindest dürfte das, was Mills hier gesanglich anstellt so manchem Prog-Head mächtig vor den selbigen stoßen. Unfair eigentlich, lotet der Mann doch hier stimmlich wie auch technisch seine Grenzen immer weiter aus. Und wenngleich die ein oder andere Melodie (z.B. im zunächst weihnachtlich-chromatischen Refrain des Titelsongs) vielleicht etwas ausgereifter hätte sein können, so gönnt man ihm angesichts dieser spielerischen Erhabenheit jedes Publikum der Welt. Dennoch sollte auch bei einem solchen Ego-Trip ein musikalisches Gegenlesen durch Dritte nicht vernachlässigt werden, denn zwecks Homogenität ginge dann irgendwie doch mehr.

Abschließend muss ich aber noch ein paar der Booklet-füllenden Michael-Mills-Fakten auflisten, um so vielleicht einen kleinen Einblick in das verschrobene Gehirn dieses Mannes geben zu können:

05.12.2014
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