Für meine persönliche Überraschung des Monats haben TO HATE auf jeden Fall schon mal gesorgt. Nicht, weil sie hier DAS Melodic-Death-Metal-Album des Jahres auf den Tisch legen, davon sind sie dann doch noch ein paar mehr Meilen von entfernt. Viel mehr, weil sie an ein Intro direkt noch ein Instrumental anschließen und erst mit Lied Nummero drei auch Vocals hinzustoßen. Ja, warum denn auch nicht? So beginnt die Scheibe immerhin mit einem Aha-Erlebnis und ist schon ein ganz kleines bisschen anders als all die anderen. Schön, wenn man sich über die kleinen Dinge im Leben freuen kann…
Die Überraschungen gehen aber noch weiter. “Programme Zero“ beginnt mit einem Specht (??) um anschließend auch zum ersten Mal Klargesang zuzulassen. Mit Klargesang auf einer Melodeath-Metal-Scheibe ist es ja immer so eine Sache. Ich habe ganze acht Hördurchläufe gebraucht um mich dann doch hinter ihn und nicht ihm entgegen aufzustellen. Am Anfang noch sehr gewöhnungsbedürftig, am Ende auf jeden Fall sehr markant fügt er sich gut ins Klanggewand von “Different Faces“ ein. Hinzu kommt, dass die Band sich dessen nicht inflationär oft bedient, sondern ihn vielmehr geschickt hier und da mal einstreut, sodass es eher als Abwechslung denn musikalische Stütze wirkt. Hatten wir vorhin mal irgendwas von wegen Überraschung gesagt? Ja genau, nach dem anfänglichen Instrumental und dem Specht kommt nun Teil drei: Eine Flöte. Auf die Flöte folgt der Bass, auf den Bass die Gitarre und auf die Gitarre schließlich die Growls. Das Flötenintro hätte höchstwahrscheinlich auch ich mit meiner vierjähren Grundschulflötenunterrichtserfahrung spielen können, nichtsdestotrotz macht es in diesem Zusammenhang doch eine Menge her – selbst wenn es nur um den Spaßfaktor geht.
Abzüge gibt es bei der Produktion, die etwas druckvoller hätte ausfallen können und so leider ein wenig steril wirkt. Vor allem die Gitarren wirken wie eingezäunte Löwen, die zwar gerne ausbrechen würden, sich aber nicht wirklich aus den Fesseln der Aufnahme befreien können.
“Different Faces“ bleibt trotz allem eine Erlebnis- und Abenteuerfahrt. Beim ersten Mal ist es wohl der Überraschungseffekt, der die Stärke der Platte ausmacht, nach mehrmaligem späterem Hören kann man sich auch den Songs als solchen widmen, die durchaus zu überzeugen wissen und durch ein hohes Maß an Abwechslung glänzen. Bleibt zu hoffen, dass die Band ihrem Stil in Zukunft treu bleiben wird, das hier macht nämlich wirklich Spaß. Und man sollte nicht vergessen, dass es sich bei dem Ganzen um eine Eigenproduktion handelt.
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