Tiny Boys - Tiny Boys

Review

TINY BOYS aus Schweden möchten scheinbar den Geist der anklagenden 80er wieder auferstehen lassen, ignorieren dabei jedoch völlig, dass der Kalte Krieg und die in diesem Jahrzehnt vorherrschende Zukunftsangst einer anderen Weltsituation gewichen sind. Das macht den Sound des halb männlich, halb weiblich besetzten Quartetts nicht unbedingt unsympathischer, aber doch ein ganzes Stück weit weniger authentisch. Wenn sie nämlich versuchen, kalten, verneinenden Post Punk mit New Wave-Ambitionen zu vermischen, dann sind die Songs zwar immer noch ziemlich düster, versprühen aber nicht jene durchdringende Atmosphäre, die die Alben von THE CURE oder KILLING JOKE zu Klassikern des bis heute besten musikalischen Jahrzehnts (wen höre ich da widersprechen?) machten. Die Songs des Debütalbums dieser Band mit dem etwas seltsamen Namen sind immerhin melodisch gelungen und punkten durch eine ansprechende Phrasierung beim weiblichen Gesang und harmonische Gitarren, die auch den aktuellen Indie-Rock-Fans gefallen dürften.

Die erste Hälfte ist dabei songtechnisch etwas stärker als die zweite, da den Damen und Herren für eine wirklich überzeuende Langrille noch die wirklich reifen Ideen fehlen. Dafür hat das Songmaterial auch nicht genügend eigene Substanz, und der Wille steht quantitativ über dem Ergebnis. Will heißen: Die Idee ist gut, bei der Umsetzung bedarf es noch einiger wirklich zündender Einfälle. Dass die Scheibe die aktuelle Rockwelt in ihen Grundfesten erschüttert, wie uns die Promofirma weismachen will, ist natürlich vollkommen hanebüchen – derlei übertriebenes Getexte ist aber ohnehin seit jeher vollkommen kontraproduktiv. Fans der 80er hören rein, alle anderen lassen es bleiben – so einfach kann zielgruppenorientierte Werbung manchmal sein.

29.06.2012
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