Was im ersten Moment wie eine Truppe mit müder Bibelreminiszenz („Timor et tremor“: lat. Angst und Schrecken; aus einem Gebet) erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinschauen als Pagan/Black Metal-Band aus Nordhessen. Da lag ich ja mal ziemlich falsch. Auch, was die Qualität angeht, denn seien wir mal ehrlich: Was, das das Wort „Pagan“ enthält, taugt schon? TIMOR ET TREMOR taugen allerdings durchaus was.
Denn: Konzeptionell bewegt sich das Quartett auf recht kitschfreiem Terrain. Inspiriert von ihrer heimatlichen Region, die vor rund 2000 Jahren vom germanischen Volksstamm der Chatten besiedelt wurde, dreht es sich bei TIMOR ET TREMOR vor allem um persönliche und naturmystische Themen. Musikalisch drückt sich das in melancholisch-melodischem Black Metal aus, der – hier und da recht hörbar – von alten EMPYRIUM, DISSECTION oder NAGLFAR und mitunter sogar SUIDAKRA und AMON AMARTH beeinflusst ist. Zum Glück überwiegt trotzdem das eigenständige Flair, das „Upon Bleak Grey Fields“ mit jedem Hördurchgang besser hörbar und sympathischer werden lässt. Dabei fehlen zwar die ganz großen Höhepunkte und sicherlich auch ein Stück Genie, um das Labeldebüt zu einem großen Wurf werden zu lassen. Ein paar wirklich tolle Riffs sind den Jungs aber in jedem Fall gelungen. Der Synthesizer hat zugunsten von mehr Gitarrenharmonien die Biege gemacht. Auch der Gesang ist herrlich kitschfrei und emotional, und sogar die cleanen Vocals sind gerade, atmosphärisch und nicht inflationär eingesetzt. Handwerklich ist die Leistung absolut in Ordnung (jetzt auch mit Schlagzeug!), und auch die ausgewogene und sehr gelungene Metalsound-Studio-Produktion hebt TIMOR ET TREMOR in ihrem Genre innerhalb Deutschlands locker von einer Menge Schund ab.
Manchmal lohnt es sich eben, trotz eines seltsamen Bandnamens und einem Genre, das für mich auf jeden Fall mit Angst und Schrecken belegt ist, einen genauen Blick zu riskieren. Um mich mal ein bisschen aus dem Fenster zu lehnen: Wenn das Quartett so weitermacht, wie es die Entwicklung vom ersten Album zu „Upon Bleak Grey Fields“ andeutet, werden sie mit der nächsten Platte eine ernsthafte Alternative zu einer Band wie HELRUNAR sein – gerade für diejenigen Hörer, die es dann doch gerne weniger experimentell mögen.
Das Album ist wirklich nicht schlecht, aber es fehlt jenes besondere Etwas um aus der Masse zu hervorzustechen. Da ich TET nun auch schon Live erleben durfte, bin ich leider ein wenig enttäuscht von der Darbietung des klaren Gesangs. Leider trifft der Sänger nur die Hälte der Töne und hat kein Volumen. Das nimmt viel der Stimmung und Intensität, denn die Musik wir ausserst professionell und mit Herz gespielt. Im Studio schien das wohl besser zu klappen mit mehreren Versuchen. Also besser Gesangsunterrricht nehmen oder nur schreien. 😉 Aber von Helrunar Jahrhunderte entfernt, kein passender Vergleich.