Ihr Debütalbum „The Hymn of a Broken Man“ publizierten TIMES OF GRACE bereits vor 10 Jahren. Nun haben sich die beiden Gründer und langjährigen Freunde Adam Dutkiewicz und Jesse Leach dazu entschieden, ihr zweites Album “Songs of Loss and Separation“ zu veröffentlichen. Sie wollen mit diesem Projekt klanglich Abstand von ihrer Hauptband KILLSWITCH ENGAGE nehmen.
Die neue Ära von TIMES OF GRACE
Eigentlich stehen TIMES OF GRACE für brutalen Metalcore. Doch mit “Songs of Loss and Separation“ sorgt die Band für eine klangliche Überraschungen, denn das Album hat mit Metalcore wenig am Hut.
Die Platte besteht zum Großteil aus atmosphärischen Mid-Tempo-Balladen. Brachiale Metal-Shouts werden nur sparsam eingesetzt. Der schwebende Gitarrensound verleiht dem Werk einen melancholischen Charakter.
„Songs of Loss and Separation“: Ein Album über Kummer
Wer ein schepperndes Metalcore-Album erwartet, welches für gute Stimmung sorgt, ist hier definitiv falsch. TIMES OF GRACE singen vor allem über schmerzhafte Themen des Lebens ohne jeglichen Hoffnungsschimmer.
Der Albumtitel “Songs of Loss and Separation“ beschreibt den Klang und lyrischen Inhalt des Albums sehr gut. Einer der wenigen schnellen und brutalen Songs ist “Rescue“. Textlich repräsentiert dieser sehr gut die Thematik des Albums: “Caught paralyzed in our sadness. Integrity traded for madness. How long can you keep holding on?“. Das Album handelt von Depression, Liebeskummer und weiteren schweren Inhalten.
Gefangen in Trauer gibt es keinen Ausweg aus dem Leid. Die moralischen Werte werden durch Wahnsinn eingetauscht. Hier findet sich eine unterschwellige Gesellschaftskritik. Doch trotz des beschriebenen Leids halten die gebrochenen Menschen des Systems zusammen: “When lost I will find you. Hold you in my arms. I will rescue you“.
Die meditative Wirkung von “Songs of Loss and Separation“
Ich könnte argumentieren, dass sich das Album nicht für Menschen eignet, welche mit mentalen Problemen kämpfen. “Songs of Loss and Separation“ ist sehr düster und es gibt keine positive Wendung. Doch auf der anderen Seite verarbeiten TIMES OF GRACE mit ihren melancholischen Liedern ihren Kummer.
Das Hören solcher Musik kann eine durchaus meditative und heilsame Wirkung haben. Klanglich unterstützen die Musiker das. Ähnlich wie bei TOOL oder ALTER BRIDGE stellt das Album eine emotionale Reise dar.
“Currents“: Ein Song, der bewegt
Der Song “Currents“ ist ein gutes Beispiel dafür. An sich sticht dieser auf dem Album deutlich hervor und glänzt durch innovatives Songwriting. Der fette Basssound wird zu Beginn durch schneidende Gitarren ergänzt. Der Track ist sehr langsam, aber dadurch extrem heavy. Die Gitarrenbends und der einzigartige Reverb-Effekt auf den Saiteninstrumenten lassen die Herzen so mancher Musiker*innen höher schlagen.
Über der Stimme liegt ein Verzerrer, welcher für fast schon elektronische Vocals sorgt. Lyrisch ist dieser Song ebenfalls sehr düster, denn er handelt vom Ertrinken im eigenen Schmerz: “Cut this cord, set me free. Currents keep pulling me. Swallowed I cannot breathe. Currents keep pulling me“.
“I need these demons to bleed me“
“Bleed Me“ ist eine Ballade über Depressionen. Durch langsame, fliegende Gitarren und die monotone Stimme spüren die Zuhörer*innen den Schmerz schon, ohne auf den Text zu achten. Es wird deutlich, dass mit diesem Song schlimme Erfahrungen verarbeitet werden und so singen TIMES OF GRACE ungeschont über ihren Schmerz: “I need these demons to bleed me. Where’s the medicine? I need you“. Der Song handelt von der Abhängigkeit nach Medikamenten und dem Gefühl am Leben zu sein.
TIMES OF GRACE zeigen sich von einer neuen Seite
Dass die Texte von TIMES OF GRACE nicht gerade lebensbejahend sind, war schon seit dem ersten Album klar. Doch “Songs of Loss and Separation“ überrascht vor allem klanglich. Das neue Album ist eine Ansammlung emotionaler und tiefgründiger Songs. Textlich und soundtechnisch ist das Album sehr melancholisch geraten. Den Metalcore bedient die Band jedoch nur mit wenigen Songs. Einige Tracks stechen enorm heraus, andere gehen unter. Auch wenn ich ein großer Fan von ruhigen und düsteren Tracks bin, fehlt hier der ein oder andere Knaller.
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