Opulent und großflächig ist es angelegt, weit ausschweifend, die verschiedensten Stimmungen verarbeitend. Die Rede ist von „Shadow Realm“, dem neuen Werk von TIMEMAGE. Das von Multiinstrumentalist Stefan Schenkel nach dem Vorbild von AYREON ins Leben gerufene Projekt, das im Prinzip nur aus einer losen Zusammenkunft von Musikern aus den verschiedensten Stilrichtungen besteht, ist ein wenig mit Tolkiens „Herr der Ringe“-Trilogie vergleichbar. Es setzt sich ebenfalls über jegliche Grenzen hinweg, um etwas Zeitloses und Monumentales zu erschaffen, was schwer einzuordnen und noch schwerer fassbar ist.
Wo Tolkien es allerdings vermochte, die verschiedensten Handlungsstränge auf ein Ziel hin auszurichten und die schroffsten Berge und tiefsten Höhlen neben den lieblichsten Waldlandschaften in ein harmonisches Gesamtbild zu fügen, tut sich Herr Schenkel etwas schwerer. Seine handwerklichen Fähigkeiten sind zwar über alle Maßen erhaben und auch von seiner Kreativität kann sich gleich ein ganzer Haufen an Bands etwas abschneiden. Allerdings verzettelt er sich desöfteren in seinem riesigen Konzept, das auf musikalischer Seite von symphonisch-bombastischem Power Metal und Prog-Versatzstücken über heftige Thrash-Riffs und harsche Death-Grunts bis hin zu einem lieblichem Goth-Touch samt zarter Akustikspielereien so ziemlich alles enthält. Einzeln für sich genommen gehört jeder Teil in die absolute Oberklasse eines jeden Genres. Allein die Fusion will nicht immer gelingen, weswegen man desöfteren etwas ratlos vor den Mammutkompositionen steht und einen die raschen Stimmungswechsel schlichtweg überfordern. Bestes Beispiel für einen solchen, völlig verunglückten Crossover: das mit Elektrobeats unterlegte, unglaublich klebrige „Our Souls Will Unite“, das gut und gerne auch die Untermalung einer typischen 80er-Jahre-TV-Müll-Serie hätte sein können.
Das lyrische Konzept von „Shadows Realm“ hingegen weiß voll zu überzeugen. So erzählt Stefan die Geschichte eines Mannes, der seine Frau wegen eines Serienkillers verliert und später selbst durch einen Autounfall stirbt. Zwischen den Welten, im „Shadow Realm“, hat er nun die Wahl, den Mörder seiner Liebsten aufzuspüren und sich zu rächen, oder die Seele seiner Frau zu suchen und mit ihr wieder glücklich zu sein.
Schafft es das musikalische Überhirn auf dem nächsten TIMEMAGE-Werk, seine ausufernden Ideen etwas zu kanalisieren, wird es wenige geben, die bei diesem allumfassenden Anspruch mithalten können. Bis dahin gilt für „Shadow Realm“ jedoch, dass manchmal weniger eben doch mehr ist. Neugierige können die super aufgemachte Eigenproduktion übrigens für schlappe 5 Euro über die Homepage bestellen.
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