Im August 2001 machte sich ein gewisser Herr Richard Andersson an das Projekt „Time Requiem“ und eingeweihte Kenner werden jetzt wissen, was kommt. Die Band des einstigen Tastenflitzers von Majestic präsentiert sich 2004 mit ihrem Zweitwerk „The Inner Circle Of Reality“ und lässt keinen Zweifel daran, worauf es Ihnen ankommt: auf möglichst viel Prunk und Bombast. Angefangen beim mit intensiven Farben und barocken Goldspiegeln verzierten Cover über das auf Hochglanzpapier gedruckte, farbige Promomaterial (mann, müssen die Geld haben) bis hin natürlich zur Musik. Und die ist…nennen wir es mal ziemlich überladen. Die Songs legen pausenlos Wert auf einen pompösen orchestralen Charakter, der sich nicht nur in deren Länge und Arrangement niederschlägt, sondern vor allem in der unüberhörbaren Nähe zur Kammermusik. Das dafür typische Cembalo ist in der Unterlegung der Melodieläufe fast durchgehend hörbar und vermittelt so ein mittelalterliches Flair. Die Betonung der modernen Seite übernehmen die etwas in den Hintergrund geratenen Gitarren, ganze Synthesizerherden und natürlich das wahnwitzige, sich selbst überholende Tastengedudel Master Anderssons, das mit zunehmender Rotationszeit der Scheibe aber etwas unspannend wirkt. Da die restlichen Instrumente anscheinend sowieso nur Begleiterscheinungen mit gelegentlichen 5 Sekunden Ruhm sind und das komplette Album auf die Virtuosität Anderssons ausgelegt ist, hätten die omnipräsenten Keyboardsoli jedoch eine ihr angemessene Produktion erfahren sollen. Trotz ihrer unbestreitbaren Schnelligkeit und kunstvollen Verziehrung wirken sie künstlich und steril, wie auch die restliche Produktion zu gedämpft und unterdrückt daherkommt. Selbiges gilt für Apollo Papathanasio, der mit seiner vollen, tiefgängigen und nach einer excellenten klassischen Ausbildung klingenden Stimme einen erstklassigen Job verrichtet. Das Zusammenspiel zwischen Musik und Vocals entbehrt aber nicht einer gewissen Schizophrenie, da die Stimme so seltsam losgelöst vom Rest klingt und der Höreindruck entsteht, dass beide Seiten gleichzeitig an unterschiedlichen Orten abgespielt werden. Anspieltips gibt es nicht, da das Album aufgrund seiner Komplexität sicher nichts zum nebenher laufen lassen ist und auch nicht Jedermann seinen Spass haben wird. Ausprobieren ist hier die richtige Devise.
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