Tim "Ripper" Owens - Play My Game

Review

Von allen Stimmen in der für metal.de relevanten Musikrichtung und Subkultur gibt es vor allem zwei, denen uneingeschränkt Huldigung entgegengebracht werden muss: Im melodischen Bereich Ausnahmesänger Jorn Lande, und Tim „Ripper“ Owens, der trotz überwältigender Vocals scheinbar vom Pech verfolgt immer wieder an die falschen Bands gerät, in der Eisenwarenabteilung für Erwachsene. Während der Ripper auf PRIESTs zeitlosem Zehn-Punkte-Album „Jugulator“, auf dem gnadenlos unterbewerteten Nachfolger und Heavy-Metal-Kleinod „Demolition“ (dem es eigentlich nur an einer ordentlichen Produktion mangelt, um ganz fett abzuräumen), auf BEYOND FEARs solidem Einstand oder ICED EARTHs „The Glorious Burden“ (dessen unbändiger Pathos und die teilweise erschreckend schwachen Kompositionen einige Punkte kostet) unverschämt fantastische Arbeit leistet, bleibt Tim Owens‘ ganz großer Durchbruch und die wohlverdiente Anerkennung immer noch auf der Strecke, und das, obwohl es für seine Arbeit mit seinem neuen Brötchengeber YNGWIE MALMSTEEN bereits einiges an Lob abzustauben gab.

Doch das soll sich nun mit Owens‘ Soloalbum, auf dem der Ripper vom Songwriting bis zum finalen Mix alles eigenhändig kontrolliert hat, ändern. Damit die Rechnung aufgeht, hat Owens für „Play My Game“ eine beachtliche Schar an so illustren Co-Komponisten und -musikern wie zum Beispiel Jeff Loomis (NEVERMORE), Chris Caffery (SAVATAGE, TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA), Vinny Appice (BLACK SABBATH, DIO), Bruce Kulick (KISS), Michael Wilton (QUEENSRYCHE), Steve Stevens (BILLY IDOL) und Doug Aldrich (WHITESNAKE) um sich geschart, um nur einige wenige Namen zu nennen. Klar, dass der geneigte Musikfan bei diesem Namedropping kaum noch aus dem Staunen herauskommt. Doch die Ernüchterung kommt früh genug.

Nach dem ersten Hören bleibt kaum einer der zwölf Songs wirklich hängen, und auch der zweite Durchlauf ist enttäuschend. Doch wie viele Alben, entwickelt sich auch „Play My Game“ von Durchlauf zu Durchlauf: Man braucht schon ein geduldiges Ohr, damit sich die ersten Refrains und Songs, wie etwa der verhältnismäßig ruhige Opener „Starting Over“, das furiose „The Cover Up“, das in seinen besten Momenten an JUDAS PRIESTs „Abductors“ erinnert, oder das wuchtige „Pick Yourself Up“ bzw. das an BLACK SABBATH erinnernde „The Shadows Are Alive“, entwickeln und ins Kurzzeitgedächtnis drängen, denn auf lange Sicht gesehen hat „Play My Game“ musikalisch (denn handwerklich kann man hier wirklich Niemandem Vorwürfe machen) dann doch einfach zu wenig zu bieten:

Tim Owens muss sich eingestehen, dass er ein begnadeter Sänger ist, doch kompositorisch – zumindest auf seinem Solo-Debüt – leider nicht überzeugen kann. „Play My Game“ ist ein solides Metalalbum, das sich Fans des Rippers oder des klassischen Heavy Metals durchaus geben können, auf der anderen Seite allerdings verpasst auch niemand etwas, wenn das Album nicht zu Hause im Schrank steht und Staub ansetzt.

02.06.2009
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