Trotz einer bis 2006 zurückreichenden – dabei aber wohl etwas holprigen – Bandgeschichte veröffentlichen die Ukrainer THY DESPAIR mit „The Song Of Desolation“ erst im Jahre 2020 ihr Debüt. „Für Fans von TRISTANIA, DRACONIAN, DIMMU BORGIR, INSOMNIUM, WOLFHEART“, heißt es gleich zu Beginn des begleitenden Promotexts. Namen, die hohe Erwartungen wecken, und zwar bei den Fans doch recht verschiedener Genres. Einige der Lyrics auf „The Song Of Desolation“ sind vom 2014 ausgebrochenen Krieg in der Ukraine inspiriert, was zusätzliche Substanz in Aussicht stellt. Insgesamt setzen THY DESPAIR die Messlatte mit ihrem Selbstmarketing also recht hoch an. Umso größer ist dadurch aber am Ende die Fallhöhe.
„The Song Of Desolation“ hat seine Momentchen
Der Opener „The Free One“ wurde bereits vor rund zwei Monaten als Single veröffentlicht und darf daher als Flaggschiff des Albums angesehen werden. Dessen Einstieg mäandert irgendwo zwischen Symphonic Metal, Gothic Metal und ein wenig Power Metal und wirft in Bezug auf die versprochenen Verwandtschaften einige Fragen auf. Weiter geht es etwas hymnisch, mystisch und vergleichsweise kitschig, dafür aber immerhin detailreich, ohne in Spielereien auszuarten oder zu vollgestopft zu wirken. Die bald einsetzenden Vocals teilen sich die mal lieblich und mal opernhaft singende Frontfrau und der tiefe Growls beisteuernde Bandkopf und Gitarrist im Schöne-und-das-Biest-Stil. Beide beherrschen ihr Kehlchen ziemlich gut, sind im Mix aber etwas zu stark vertreten, denn die Instrumente – vor allem die Gitarren – geraten oft etwas ins Hintertreffen.
THY DESPAIR verhaspeln sich bei der Zielgruppe
Im weiteren Verlauf des Albums tritt genau das ein, was man beim Auftakt fast schon erwartet hat: THY DESPAIR ergehen sich in Plattitüden bestehend aus überflüssigem Pianogeklimper und Konservenstreichern sowie mitunter ins Schmalzige abdriftenden Solos, die eher Selbstzweck als Mehrwert für die Stücke zu sein scheinen. Die Melodien sind zwar ganz nett, lösen aber wenige bis gar keine Emotionen aus. Insgesamt hat „The Song Of Desolation“ zwar durchaus seine Momente, und THY DESPAIR scheint es auch nicht am Handwerkszeug zu mangeln, doch aus dem Einheitsbrei mittelmäßiger Bands im Symphonic- und Gothic Metal werden sie mit dieser Veröffentlichung noch nicht herausstechen.
Bei ihrer eigentlichen Zielgruppe dürften sie trotzdem ganz passabel ankommen, doch bei den Fans der am Anfang genannten Bands – von TRISTANIA vielleicht mal abgesehen – werden sie es wohl vergeblich versuchen.
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