Thy Catafalque - Sgúrr

Review

Mit „Sgúrr“ – was so viel wie Berg bedeutet – veröffentlicht der ungarische Wahl-Schotte Tamás Kátai alias THY CATAFALQUE sein sechstes Album und schickt sich darauf an, den auf „Rengeteg“ eingeschlagenen Pfad unbeirrt weiter zu gehen und auszubauen. Dennoch: Das Album enthält nicht annähernd so viel Gesang wie der Vorgänger, sondern wurde zu einem Großteil instrumental gehalten, sodass die rein musikalische Performance im Vordergrund steht.

Eine ganze Reihe an Gastmusikern hat sich eingefunden, um THY CATAFALQUE zu unterstützen. Das einleitende „Zúgó“ fungiert als Vorwort, welches von Viktória Varga dargeboten wird. Und während „Oldódó Formák A Halál Titokzatos Birodalmáb“ liefert sie die erzählerische Überleitung zwischen den einzelnen Abschnitten des Songs. Neben ihr sind auf dem Album auch die Sopranistin Ágnes Sipos sowie Zoltán Kónya am Mikrofon zu hören. Dazu steuerte Dimitris Papageorgiou die Violine bei, während Balázs Hermann für die Double Bass verantwortlich ist. Den Großteil der Musik respektive der Arrangements, die auf „Sgúrr“ zu hören sind, stammt jedoch von Kátai selbst.

„Sgúrr“ ist erwartungsgemäß sehr abwechslungsreich ausgefallen. Das der eröffnenden Narration folgende „Alföldi Kozmosz“ besticht durch die treibende Rhythmik und die dominierenden Folk-Einflüsse. Das Geigensolo lädt zum verweilen ein und die pumpende Orgel unterstreicht die Rhythmik zusätzlich. „A Hajnal Kék Kapuja“ ist ein ruhiger, schöner Song mit subtilen, orientalischen Melodien und einem ambient-artigen Klanggeflecht, das die Ohren des Hörers umschmeichelt. Das folgende „Élo Lény“ schmeißt dem Hörer dann aus Schwelgerei heraus in die eiskalte Traufe und bietet wieder treibende, schwarzmetallische Klänge, die ein tribales Flair besitzen. Das heftige „Jura“ bringt den Black-Metal-Aspekt von THY CATAFALQUE am besten zur Geltung. „Keringo“ beschließt den musikalischen Teil von „Sgúrr“ und erinnert dabei – besonders zum Ende hin – ein wenig an klassische Musik, ehe das abschließende, knapp 30-sekündige „Zúgo“ mit Operngesang aufwartet.

Das Main Feature von „Sgúrr“ sind aber die beiden Longtracks „Oldódó Formák A Halál Titokzatos Birodalmá“ und „Sgùrr Eilde Mòr“. Wie sich das für derart epische Songs gehört, passiert eine Menge innerhalb der beiden Stücke, sodass Langeweile nicht aufkommt. Während ersterer noch auf dem vorausgehenden „Alföldi Kozmosz“ aufbaut, fährt der Quasi-Titeltrack in den extremeren Gefilden von „Jura“. Das einzige, was an beiden Stücken stört, ist, dass sie beide abrupt aufhören. Das hätte THY CATAFALQUE besser lösen können.

Ein Problem, dass „Sgúrr“ definitiv hat, ist, dass die Songs für sich genommen zwar wirklich gelungen sind, irgendwie fühlt sich das Album aber nicht wie eine in sich geschlossene Entität an. Black-Metal- und Experimental-Anteile machen zwar Spaß und sind gut gemacht, diese beiden Aspekte korrelieren aber zu selten miteinander. Darüber hinaus vermisse ich persönlich die in der Presseinfo versprochenen Jazz- und Pop-Einflüsse, wobei ich andererseits gut ohne letztere leben kann. Ansonsten kann man festhalten: Die Entscheidung, die Gesangspassagen zu reduzieren, war der Musik von THY CATAFALQUE ausgesprochen zuträglich, die rein instrumentalen Passagen sind absolut hörenswert. Die Produktion stimmt und schafft den Spagat zwischen kalten Metal-Attacken und warmen Folk-Passagen, vor allem ist die Verschmelzung sämtlicher Einflüsse hervorragend gelungen. Das Album braucht seine Zeit, Geduld sollte man im ausreichenden Maße mitbringen. Dennoch sollte jeder, der etwas für experimentelle Musik übrig hat, ein Ohr riskieren.

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14.10.2015

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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