THY CATAFALQUE ist mit seinem neuen Album zurück, das auf den Namen „Geometria“ hört und sich wieder anschickt, ein harsches Metal-Statement für Fans experimentellen Folks zu machen. Das Projekt des in Schottland ansässigen Ungarn Tamás Kátai hatte zuletzt mit „Meta“ seine Klasse bewiesen und meine Vorrednerin nahezu komplett verzückt. Das Potential ist also da. Aber „Geometria“ kommt an seinen Vorgänger geschweige denn die Alben davor leider nicht ran.
Starker Auftakt
Davon merkt man zunächst noch wenig, da ausgerechnet der Opener „Hajnali Csillag“ des neuen Albums mit zu dem stärksten zählt, was THY CATAFALQUE bislang auf die Beine gebracht hat. Der Song weist eine extrem spannende Dramaturgie auf: Ausgehend von Lounge-artigen, jazzigen Klängen injiziert Kátai langsam erste Folk-Elemente via wunderbar klar produzierter Geige in den Song, mit dem Einsatz der Gitarre wird die Sache dann allmählich rockiger und offensiver. Es bleibt jedoch folkig, besonders wenn die Gesänge einsetzen. Zum Schluss lässt THY CATAFALQUE den Song mit den nun deutlich abrasiver aufspielenden Gitarren dann noch mal förmlich in Flammen aufgehen.
Starker Druckabfall
Das Niveau hätte Kátai halten müssen, doch stattdessen folgt dem ein massiver Abfall in Sachen Spannung, eine trockene Ansammlung an Tracks, die sich mehr wie aneinander gereihte Songideen denn ausgewachsene Arbeiten anfühlen. Im musikalischen Kern sehr fad und repetitiv bleiben nur wenige Momente noch einmal richtig hängen, allen voran das erfrischend ruhige, geradezu schamanistische Duo „Balra A Nap“ und „Tenger, Tenger“. Einzelne Ideen wie das aggressive „Szamojéd Freskó“, das zu Beginn vereinzelt wie ein SOLSTAFIR-Song anmutende „Sárember“ oder der Doom-lastige Rausschmeißer „Ének A Búzamezokrol“ lassen wenigstens immer wieder aufhorchen.
THY CATAFALQUE fliegt mit Autopilot
Ansonsten fehlt es den Tracks an songschreiberischer Finesse. Dass THY CATAFALQUE gut und gerne mit Folk-Elementen experimentiert, wissen wir ja schon hinreichend, das muss er niemandem mehr beweisen. Dennoch schmiert Kátai seinen Hörern diesen Umstand nahezu durchgehend aufs Brot, als wäre es eine Revolution der Klangkunst. Von der Avantgarde, die Kátai seit jeher unterstellt wird, fehlt auf „Geometria“ längst jede Spur, wenn er stur und wenig abenteuerlustig auf den eigens errichteten Schienen verkehrt. Er fliegt schlicht und ergreifend mit Autopilot durchs eigene Album. Das lässt oben genanntes „Sárember“ gerade gegen Ende eher wie ein Gimmick-Track denn ein durch umsichtiges Songwriting entstandener Song klingen. Und solche Momente hat man regelmäßig, die Repetition innerhalb der Songs wie auch die bekanntermaßen recht kalte Produktion lassen die Spannungskurve immer wieder sinken. Einziger konstanter Lichtblick sind die durchweg soliden Gesangsleistungen der Gastsänger Martina Veronika Horváth und Gyula Vasvári, die sich immer wieder zu Wort melden und gut in die Songs integriert sind.
Diesmal geht die alte Formel nicht mehr auf
Durch diese qualitative Inkonsistenz stellt sich beim Hören der Platte leider kaum ein Fluss ein. Abgesehen von den genannten gibt es hier wenig, was sich qualitativ sonderlich hervorhebt. Die Stärken bündelt Kátai im grandiosen Opener sowie in „Tenger, Tenger“, ansonsten klingt „Geometria“ aber eher beliebig. Die alte Formel, die Kátai auf den Vorgängern noch erfolgreich angewandt hat, zeigt deutliche Abnutzungserscheinungen. Dabei war er mit „Sgúrr“ und „Meta“ doch auf dem richtigen Weg…
Der erste Höreindruck war nicht schlecht und ich habe es ganz durchgehört, obwohl es scheinbar nicht homogen ist durch die Elektro/Folk-Sachen und (teilweise) extremem Metal. Seltsamerweise macht das alles aber doch Sinn.
Nun habe ich die CD und muss mir die bei grundsätzlichem Gefallen erstmal erarbeiten, was ein sehr positives Zeichen ist.
Müsste ich als Reviewer ’ne Note geben, weil ich keine Zeit habe, mir die 100 mal anzuhören, wäre es ’ne 7,5 mit Tendenz nach oben, weil die mir ja schon jetzt gefällt und durch eingehender Beschäftigung ja nicht schlechter wird.
Außerdem hab‘ ich eh ’ne Schwäche für slavische Bands und die Sprache. 🙂
…bloß dass Ungarisch keine slavische Sprache ist 😉