THY ART IS MURDER müssen aufpassen, dass sich künftig keine Abnutzungserscheinungen einstellen. Während das zweite Album „Hate“ vor gut zwei Jahren die Welt überrollte, bietet „Holy War“ heute keine Überraschungen. Trotzdem ist der finstere Bastard aus Deathcore, Tech Death Metal und gelegentlichen Black-Metal-Einflüssen alles andere als ein Alltagshappen. Allerdings: Wenn nach „Holy War“ keine Entwicklung erkennbar ist, laufen THY ART IS MURDER Gefahr, auf der Stelle zu treten – und das wäre bei einer derart talentierten Truppe sehr schade.
Geändert hat sich am australischen Erfolgskonzept wenig: Hasserfüllte Prügelattacken, Breakdowns, unheilverkündende Leads sowie ein durchgehend düsteres Setting bestimmen das Geschehen. Dabei glänzt der Fünfer erneut mit einer technisch hervorragenden Darbietung und einem guten Händchen für Dramaturgie. Allein der Opener „Absolute Genocide“ ist ein gewaltiger Nackenbrecher, der alles vereint, was THY ART IS MURDER auszeichnet – rohe Gewalt, Dunkelheit und instrumentales Können.
Daran ändert sich im weiteren Verlauf der Platte dann schlussendlich auch wenig: Was auf „Hate“ funktionierte, funktioniert auf „Holy War“ eben auch noch. THY ART IS MURDER knüppeln sich durch brachiale Songs, sorgen mit gelungenen Tempo-Wechseln für Abwechslung und mit einigen Leads gar für kurze Gänsehautschauer. Dass CJ McMahon brüllen kann, ist schon länger kein Geheimnis mehr und so gibt der Frontmann dem Sound der Australier den letzten Schuss Aggressivität.
Konzeptuell bewegt sich das Quartett am aktuellen Zeitgeschehen. „Holy War“ ist eine musikalisch brutal vorgetragene Anklage gegen die Missstände der heutigen Zeit. THY ART IS MURDER zeigen erneut, wie eindrucksvoll der Mix aus modernen Komponenten und altgedienten Stilen wie Death Metal funktionieren kann, trotz aller Vorurteile gegenüber dem Core-Segment sollten hier auch Tech-Death-Metaller unbedingt reinhören!
Ich muss zugeben – ich habe Thy Art is Murder erst mit diesem Album entdeckt – kann daher also schlecht über Abnutzung reden – deshalb schneidet das Album ein bisschen besser ab. Es ist mächtig, brachial, düster – eine richtige Abrissbirne. Vor allem die Texte verdienen Lob, sind allesamt gut geschrieben und eine schonungslose Anklage an die Menschheit und an die Religionen bzw. deren Missbrauch.
Insgesamt ein bärenstarkes Album, welches unheimlich viel Energie transportiert!
Die 9 statt 10 gebe ich auch nur, da da sicher noch Luft nach oben ist!
Obwohl es sicher schwierig wird, CJ zu ersetzen.