Zum Glück ist im Leben – und beim Rezensieren – nicht alles so mies, wie es im ersten Moment zu sein scheint. Der Blick auf das klischeeträchtige Cover von THURS‘ Demo „Mot Nord“ und die irgendwie putzige Erläuterung auf dem beiliegenden Promozettel („[…] inspired by vikings, norse mythology and those things.“) hat mich schon wieder in Angst vor einem weiteren uninspirierten Nordmannenprojekt mit Saufgejohle und fruchtlosem Folkfirlefanz erstarren lassen. Doch die kalte norwegische Heimat hat wohl doch guten Einfluss auf ihre Musikanten und so bleibe ich erfreulicherweise verschont von Hirnlosigkeit und Humppa…
Die fünf Burschen aus Stavanger haben sich musikalisch nämlich vornehmlich auf ihre schwarzmetallische Seite konzentriert und zeigen hier und da durchaus Ähnlichkeit mit Altwerken ihrer Landsleute und Genrekollegen. Drei Songs machen es sich auf „Mot Nord“ gemütlich und so fasst das Demoscheibchen gerade einmal eine Spielzeit von einer Viertelstunde. „Nord for Åsgard“ ist wohl noch der ‚paganschste‘ Track, startet mit einem melodischen, förmlich schlachtenrufenden Riff, das im weiteren Verlauf auch immer wieder aufgegriffen und einprägsam rekapituliert wird. Der Gesang ist kräftig und rau und verträgt sich gut mit der sonstigen Instrumentierung, lediglich der Bass kommt beim Opener zu kurz und auch das Schlagzeug holpert zuweilen etwas wirr umher.
„Slaget“ präsentiert sich dann in einem weitaus getrageneren Gewand, gestützt von schleppenden Drums und reduziertem Riffing. Die beschwingten Melodiken, die in „Nord for Åsgard“ noch federführende Kraft waren, haben sich zugunsten einer kalten und gramvollen Atmosphäre zurückgezogen und auch der Bass darf sich im Mittelteil nun mit ein paar tauglichen Lines an der Front austoben. Das gedrosselte Tempo steht THURS erstaunlich gut zu Gesicht, und zeigt, dass das Quintett seine Klangwerkzeuge gewissenhaft und ordentlich einzusetzen weiß.
Den Abschluss der Schaffensbekundung bildet schließlich „Skogens Grusome Sang“, der zügig und kampfeslustig startet, im Zentrum aber wieder einen Gang zurückschaltet und mit einem raunenden Wispern unterlegt für eine kühle Brise aus den Boxen sorgt – ein gelungener Ausklang.
Mit Sicherheit ist THURS‘ „Mot Nord“ keine kreative Offenbarung, einzelne Arrangements verbesserungswürdig und auch die Produktion gewiss ausbaufähig, doch für ein erstes Lebenszeichen ist das Ganze wirklich anerkennswert und zeugt von einer Grundmusikalität, die manche Truppen auch nach zehn Demos noch nicht erreicht haben – manierliche Leistung, aufgrund der Kürze jedoch ohne Bewertung in Punkten!
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