Nach fünf Alben und einer EP veröffentlicht die Berliner Band THUNDER AND LIGHTNING mit “F.E.A.R.” ihren neuen Longplayer. Der Titel “F.E.A.R.” bedeutet “False Evidence Appearing Real”. Also “falsche Beweise erscheinen als wahr” als Hinweis auf die einerseits oft ungefilterte Verbreitung von Angst und Panik und die damit begründeten Maßnahmen und Einschränkungen, sowie die geistige Verführung durch selbsternannte Internet-Wissenschaftler auf der anderen Seite.
Ein Glücksgriff an der Gitarre
Neben aktuellen Themen werden zehn abwechslungsreiche Heavy-Metal-Tracks mit Power-Metal-Einschlag, ohne die üblichen Klischees in diesem Bereich geliefert. Es gab auch einen Wechsel an der Leadgitarre und man konnte den nicht unbekannten Tom Geldschläger (ex-OBSCURA) als Sessionmusiker verpflichten. Ein echter Gewinn, denn was der gute Herr Geldschläger hier abliefert, ist in jeder Hinsicht herausragend. Die Produktion von Gitarrist Marc Wüstenhagen ist auf Top-Niveau angesiedelt, der Sound ist knackig und klar zugleich. Das Songwriting ist gelungen, aber auch sehr klassisch und Frontmann Norman Dittmar veredelt die Songs mit seiner klaren, ausdrucksstarken Metal-Stimme. Dabei erinnert er zum Teil an PEAVEY von RAGE.
Auf “F.E.A.R.” gibt es keine Füller
Los geht es mit “Mother Me”. Der Opener kommt mit einem kurzen Erzählteil daher und geht dann in ein mittleres Tempo über. Schwere, groovende Strophen treiben den Song voran und steuern auf einen Refrain zu, der sich öffnet und aufsteigt, aber irgendwie zu früh einsetzt und sich zu oft wiederholt. Zwar ist die Art und Weise sehr interessant wie die Band versucht den Song interessant zu gestalten, indem sie in der zweiten Strophe leicht unterschiedliche Rhythmuswechsel innerhalb des Songs vornimmt. Das Solo ist technisch, anspruchsvoll und melodiös.
“Beyond The Mountain Of Death” ist der nächste Song. Ein mittelschneller Song mit einem schweren, galoppierenden Riff, das sich durch die Strophen zieht. Wuchtige Double-Kick-Drums im Refrain. Ein weiteres großartiges Solo, das sich quasi in zwei Teile aufteilt. Die weiteren Takte zwischen den Leads sind einfach klassischer Metal, aber richtig heavy.
“The Devil’s Wife” hat ein höheres Tempo, mit einem auffälligen, melodisch und rhythmisch prägnanten Gitarrenmotiv und klassischen Metal-Gesang. Die rasante Gitarrenarbeit treibt die Energie merklich in die Höhe und der Refrain ist ein toller Ohrwurm, der in der Mitte durch ein schönes Stück spanischer Akustikgitarre etwas aufgelockert wird.
“F.E.A.R.” erzählt wahre Geschichten
Bei “The Curse of Elisa Lam” geht es um eine wahre Geschichte der kanadischen Studentin, deren Leiche in einem Hotel in L.A. auf dem Dach im Wassertank gefunden wurde. Erneut ein galoppierendes Riff und das Schlagzeug treibt dazu den Refrain an.
“The Silent Twins” ist der nächste Song. Die Musik hat sich ein wenig verlangsamt, aber ein langsamerer Song ist nicht automatisch weniger heavy. Die Ballade klingt fast episch und es wird eine besondere Atmosphäre erschaffen, um dann mit einer wehmütigen Melodie und einem erstaunlichen Solo auszubrechen. Ein sehr starker Song.
Tolles Gesangsduell
“A Nation Of Fools” ist der nächste schnelle Song und wurde als Single ausgewählt. Hier ist auch Klaus Dirks von MOB RULES am Gesang zu hören. THUNDER AND LIGHTNING halten es stets heavy, egal in welcher Geschwindigkeit sie spielen. Ein Song, der alle Stärken von THUNDER AND LIGHTNING vereint.
Es folgt der Titeltrack “F.E.A.R.”. Ein frenetisches Riff stürmt von Anfang an auf einen zu und dann geht es in den Strophen in einen großartigen Metal-Groove über. Ein eingängiger Refrain und ein herausragendes Gitarrensolo machen den Song komplett.
R.A.E.F. ist ein richtiger, schneller Headbanger und es kommen einem sofort RUNNING WILD in den Sinn. Mit “Death Of Innocence” geben THUNDER AND LIGHTNING noch einmal richtig Gas zum Ende. Auch hierbei handelt es sich um einen starken Song.
Ein würdiger Abschluss mit Streichern
“Time To Rise” ist der letzte Track und eine echte Ballade mit einer tollen Gesangsleistung. Hier experimentiert die Band das erste mal mit einem echten Streicherensemble, für dessen Arrangement sich ebenfalls Gitarrist Tom Geldschläger verantwortlich zeigt. Es beginnt mit einer Akustikgitarre und bekommt dadurch eine leicht folkige Note. Die symphonischen Akzente verleihen dem Song einen epischen Touch. Der Track baut sich kontinuierlich auf und ist ein wirklich passender Abschluss für ein gutes Album.
Reiner Heavy Metal ohne Trallalla und Zuckerguss
Letztlich ist “F.E.A.R.“ ein Album, das THUNDER AND LIGHTNING zu deutlich mehr Bekanntheit verhelfen sollte. Das Album hat keine Längen oder sonstiges Füllmaterial. THUNDER AND LIGHTNING bringen es in 45 Minuten ohne wenn und aber auf den Punkt, auch wenn die ganz großen Momente oder Überraschungen fehlen. Eine Steigerung zum starken Vorgänger ist es allemal. Es ist ihnen mit “F.E.A.R.“ eine authentische Heavy-Metal-Scheibe gelungen, die jeden Metal- und Power-Metal-Fan ansprechen sollte.
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