Sieben Jahre nach der Gründung der THULCANDRAs erscheint nun das Debüt-Album der bayrischen Blackened Death Metal-Formation. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass sich die Band aufgrund des Selbstmordes des Gitarristen Jürgen Zintz zwischenzeitlich auflöste. Kopf der Band, Steffen Kummerer (OBSCURA), reformierte THULCANDRA im letzten Jahr jedoch und holte dafür Sebastian und Tobias Ludwig (beide HELFAHRT) und Seraph (DARK FORTRESS) mit ins Boot. Gemeinsam machte sich das Quartett daran, den schwedischen Black Death Metal-Meistern DISSECTION Tribut zu zollen.
Dieser Einfluss schlägt sich bereits im Artwork des Albums nieder. Vom selben Künstler Kristian Wåhlin aka Necrolord gezeichnet, ist das CD-Cover deutlich an DISSECTIONs “Storm Of The Light’s Bane” angelehnt. Und mehr als nur an dieses Album angelehnt, beginnt “Fallen Angel’s Dominion” mit einem dem von “Storm Of The Light’s Bane” nachempfundenen Intro und auch der Anfang des ersten Tracks “Night Eternal”, der markante Trommelwirbel, nach dem das erste Riff geradezu losbricht, erinnert mehr als nur leicht an die ersten Takte von “Night’s Blood”. Von nun an wird die Musik THULCANDRAs zum Glück einen Hauch eigenständiger, auch wenn jede einzelne Note laut “DISSECTION!” schreit, denn THULCANDRAs schnelle, düstere Riffs, eisige Melodien und geschickte Tempo-Wechsel könnten ohne weiteres auch aus Jon Nödtveidts Feder stammen. Dass dies allerdings eine absoluter Qualitätsgarantie ist, brauche ich wohl nicht gesondert zu betonen. So jagt auf “Fallen Angel’s Dominion” ein Hit den anderen und in jedem einzelnen Track geben sich stimmungsvolle Passagen, Killer-Riffs und pechschwarze Soli, umrahmt von Steffens frostigen Screams, die denen des Herren Nödtveidt beachtlich nahe kommen, die Klinke in die Hand, sodass sich nicht eine Sekunde ein Hauch von Langeweile ausbreiten kann.
Das beweist sogleich der folgende Titeltrack des Albums, der mit exakt diesen Qualitäten begeistert. Auch das anschließende “Frozen Kingdom” punktet auf voller Linie, besonders mit dem kurzen akustischen Beginn der Marke “Where Dead Angels Lie”, über den sich stückweise eine düstere Gitarrenmelodie legt, bis die Black Metal-Keule wieder ausgepackt wird. Nach demselben Muster verläuft dann “Everlasting Fire” und ein CELTIC FROST-geprägtes “Ugh!” gibt’s obendrauf. Spätestens bei “Spirit Of The Night” allerdings bin ich mir wieder einmal sicher, Riffs, Songstrukturen und Melodien von einem DISSECTION-Song wieder zu erkennen. Erneut ist die große Ähnlichkeit zwar allein schon Zeichen dafür, dass der Song genial ist, aber langsam hege ich ernste Zweifel, ob THULCANDRA nicht nur wie DISSECTION klingen, sondern sich auch hier und da Einiges direkt von den Schweden abgeschaut haben, aber ich will mal nichts unterstellen. Die beiden abschließenden Tracks “Legions Of Darkness” und “In Silence We Eternally Sleep”, übrigens das noch fehlende Quoten-Klavierstück a la “No Dreams Breed In Breathless Sleep” (diesem zum Glück gänzlich unähnlich), zeigen keinen Moment der Schwäche, bis “Fallen Angel’s Dominion” seinen perfekten Abschluss in dem DISSECTION-Cover “The Somberlain” findet. Kein Wunder, dass sich dieses perfekt in das Album einfügt und man, würde man den Song nicht kennen, nicht auf den Gedanken käme, dass es sich hier um ein Cover handelt.
“Fallen Angel’s Dominion” klingt ehrlich gesagt so, als hätte Jon Nödveidt sich vor seinem Tode noch aufgerafft, ein Best Of-Alben für DISSECTION zu schreiben, das sämtliche Trademarks der verschiedenen Alben der Schweden in sich vereint. Das reicht aus, um problemlos sagen zu können, dass die Scheibe ein kleines Meisterwerk ist. Mehr als 8 der vollen 10 sind aber für eine Band, deren Musik die eigene Note so gänzlich fehlt, einfach nicht drin.
Aus wessen Holz THULCANDRA geschnitzt sind erkennt man sofort beim Betrachten des CD Covers und nach dem Einlegen der CD. Spätestens wenn nach 20 Sekunden die Gitarren aufheulen dürfte es jedem wie Schuppen von den Augen fallen. DISSECTION!!! Allerdings fühlt man sich auch sehr an DARK FORTRESS zu „Stab Wounds“ Zeiten erinnert.
Was machen THULCANDRA anders? Viele schwedische Bands klingen einfach immer gleich – kennste eine, kennste alle. THULCANDRA geben auf der einen Seite der Meute was sie braucht bzw. verlangt & hat auf der anderen Seite besitzen sie den technischen Anspruch um nicht in der Masse unterzugehen.
Ist THULCANDRA nun eine 1:1 Kopie? Definitiv nicht! Sie mögen große DISSECTION Fans sein und haben es geschafft eben diesen Sound mit eigenen Ideen zu vermischen. Zumal THULCANDRA auch mit einer eigenen technischen Brillianz auftrumpfen kann.